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Sieben Ausflüge in die Regensburger Umgebung

August 15, 2023

Die Umgebung von Regensburg ist gespickt mit historischen Schätzen und atemberaubender Natur. Von majestätischen Denkmälern bis hin zu malerischen Dörfern bietet die Region eine Vielzahl von Ausflugszielen, die es zu entdecken gilt. In diesem Artikel nehme ich sie mit zu Ausflügen zu sieben faszinierenden Orten rund um Regensburg, die Sie in vergangene Zeiten und reizvolle Landschaften entführen.

1. Die Walhalla: Eine klassizistische Ruhmeshalle

Ansicht der Walhalla.

Die Walhalla, eine prächtige klassizistische Ruhmeshalle auf einem Hügel über der Donau, ist ein architektonisches Meisterwerk, das von König Ludwig I. von Bayern in Auftrag gegeben wurde. Sie beherbergt über 130 Marmorbüsten bedeutender Persönlichkeiten der deutschen Geschichte, darunter Schriftsteller, Philosophen, Wissenschaftler und Künstler, die bis heute ergänzt werden. Von Goethe bis Beethoven – die Walhalla ist ein Ort, an dem Geschichte und Kunst in harmonischer Einheit verschmelzen. Am besten steuert man die Walhalla mit der Donauschifffahrt an, um den landschaftsarchitektonischen Eindruck gänzlich zu erfassen.

2. Burgruine Donaustauf: Mittelalter-Romantik

Auf der Donaufahrt zur Walhalla sieht man auch von ferne die romantische Burgruine Donaustauf auf einer Anhöhe über der Donau. Sie bietet eine faszinierende Aussicht auf die Umgebung. Die Überreste der von den Schweden niedergebrannten mittelalterlichen Burg, die einst von den Regensburger Bischöfen gegen die Ungarneinfälle errichtet, später aber auch für Hinterhalte auf die Donauschifffahrt genutzt wurde, sind ein Zeugnis bewegter Vergangenheit und bieten eine malerische Kulisse für Erkundungen. Mit den Staufern hat der Name der Burg allerdings nichts zu tun, er leitet sich von der althochdeutschen Bezeichnung für „Felskuppe“ ab. Die Burgruine ist auch ein beliebte Ziel- und Ausgangspunkt für Wanderungen in der Umgebung, etwa von oder zur Walhalla, die in Sichtweite liegt.

3. Kloster Weltenburg: Spirituelle Oase und Biergenuss

Am Ufer einer markanten Donauschleife liegt die Benedektiner-Abtei Weltenburg, das vielleicht älteste Kloster Bayerns. Die barocke Klosteranlage fasziniert mit ihrer prächtigen Asam-Kirche, einer effektreichen Kunstperle des Barock, und ihrer friedlichen Atmosphäre. Nach einer Besichtigung des Klosters können Sie im Klosterbiergarten das berühmte Weltenburger Bier probieren.

4. Donaudurchbruch bei Weltenburg: Naturspektakel

Zum Kloster Weltenburg gelangt man am besten mit dem Schiff über Kehlheim. Die Fahrt führt durch den sogenannten Donaudurchbruch, offiziell „Weltenburger Enge“ genannt, an deren Ende das Kloster liegt, und bietet ein beeindruckendes Naturspektakel. Die Donau bahnt sich ihren Weg durch enge Schluchten, umgeben von steilen und bizarren Felswänden aus Kalkstein.

5. Befreiungshalle in Kehlheim: Monument der Freiheit

Vom Donauschiff aus sieht man auch die imposante Befreiungshalle hoch über Kehlheim, sie wurde von König Ludwig I. errichtet, um die ehrenvolle Erinnerung an die Schlachten der Befreiungskriege gegen Napoleon zu bewahren. Die Rundhalle beeindruckt als Mahnmal für die deutsche Einheit durch ihre monumentale Architektur und die herrliche Aussicht auf die Donau und das Umland. Der Aufstieg zur Befreiungshalle belohnt mit Geschichte und Panorama gleichermaßen.

6. Burg Prunn im Altmühltal: Ein Blick ins Mittelalter

Die markante Burg Prunn liegt auf einem Felsen über dem Altmühltal und versetzt Sie direkt ins Mittelalter. Die gut erhaltene Burg beherbergt mittelalterliche Wandmalereien, außerdem den berühmten „Prunner Codex“, ein mittelalterliches Schriftstück, das die viertälteste Handschrift des „Nibelungenlieds“ darstellt. Von den Zinnen der Burg aus können Sie eine bezaubernde Aussicht auf die umliegende Landschaft genießen. Das Innere der Burg ist im Rahmen von stündlichen Führungen zu besichtigen. Wenn sie sich noch weiter ins Altmühltal bewegen, stoßen sie auf die zauberhafte Drei-Burgen-Stadt Riedenburg, eine wichtiger Anlegepunkt für die Altmühlschifffahrt mit Ausflugslokalen.

7. Kallmünz: Ein Idyll am Fluss

Foto des Hauses ohne Dach, einer Sehenswürdigkeit in Kallmünz.
Das „Haus ohne Dach“ in Kallmünz.

Das malerische Kallmünz, am Zusammenfluss von Naab und Vils gelegen, ist ein charmanter kleiner Ort, der überragt von einer auf einem Felsvorsprung thronenden Burgruine wie aus einem Märchenbuch entsprungen scheint. Eine besondere Attraktion ist das „Haus ohne Dach“, das in die Felsformation über der Ortschaft eingefügt wurde. Die schmalen Gassen, die urige Atmosphäre und die Ausflugslokale machen Kallmünz zu der perfekten Destination für eine Radtour durch das Naabtal, die auch vorbei an Sehenswürdigkeiten wie der Räuberhöhle bei Etterzhausen, dem ehemaligen Kloster Pielenhofen und Schloss Heitzenhofen führt.

Die kleine Aufstellung bietet nur einen Ausschnitt aus der reichen Auswahl von Ausflugzielen in der Umgebung von Regensburg, mit der sie den Besuch dieser Stadt abrunden können. Von Nationaldenkmälern über Burgen und Burgruinen hin zu Klöstern und Kirchen sowie idyllischen Dörfern gibt es hier viel zu erkunden. Jeder Ort erzählt seine eigene Geschichte und hinterlässt unvergessliche Eindrücke, die Ihre Reise in diese wunderschöne Region unvergesslich machen. Jeden dieser Orte habe ich persönlich mit Freunden oder der Familie und nicht nur einmal besucht, sei es auf Wanderungen, Radtouren, Autoausflügen oder mit der Donauschifffahrt. Wiedersehen macht Freude!

Röthenbach: Ein verfallendes Freilandmuseum

August 24, 2022
Röthenbach: Verfall wirtschaftsgeschichtlicher Denkmäler, hier der Brauerei, inmitten einer Naturidylle.

Ich habe ja hier schon viel zu meinem einstigen Heimatort Röthenbach i.d. Oberpfalz geschrieben. Nun jährt sich der Teileinsturz des dortigen Hammerschlosses, das über 200 Jahre bis 2007 im Besitz meiner Familie war, zum zehnten Male. Seitdem wird das herrschaftliche Gebäude durch eine ungewöhnliche Holzkonstruktion gestützt und durch einen Eisenring zusammengehalten. Der seinerzeitige Investor, der Hotelier und Abrissunternehmer Raymond Grassick, war durch den Einsturz, der ihn fast das Leben kostete, traumatisiert, verzettelte sich in Rechtsstreitigkeiten und veräußerte das Anwesen wieder weiter. In seinem jetzigen Zustand ist das Anwesen in der Tat nichts mehr zum „Selber-Herrichten“ für Amateure.

Viele Menschen, nicht nur ich, haben sich wohl schon den Kopf zerbrochen, was aus dem alten Röthenbacher Ortskern, der im wesentlichen aus dem Ende der 1960er Jahre stillgelegten Gutshof mit Nebengebäuden und Arbeiterhäusern besteht, noch anderes werden könnte als eine Denkmalschutz-Dystopie und einer der größten und traurigsten Lost Places Bayerns. Einem Bericht im Onetz ist zu entnehmen, dass der bayerische Staat mittlerweile eine Task Force zur Rettung Alt-Röthenbachs gebildet hat und es gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen dem derzeitigen Eigentümer großer Teile des „Geisterdorfs“, der BAUART GmbH, und der Denkmalschutzbehörde gibt. Das spricht nicht für Aufbruchsstimmung. Offenbar hat die Coronakrise dem Investor aus Amberg, der den Gutshof 2018 erwarb und an sich ein Profi in der Sanierung denkmalgeschützter Gebäude ist, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ende des Jahres soll vielleicht mehr in Erfahrung zu bringen sein, lässt das schweigsame Unternehmen gegenüber der Presse verlauten. Derweil verfallen die denkmalgeschützten Gebäude weiter vor sich hin, insbesondere das hintere Dach der Alten Brauerei ist eingestürzt, regelrecht heruntergefegt worden, das Brauerei-Inventar ist der Witterung schutzlos ausgeliefert.

Der alte Röthenbacher Ortskern jenseits der modernen Eigenheimsiedlung am Mühlberg ist eigentlich ein verfallendes authentisches Freilandmuseum mit unterschiedlichen Zeugnissen historischer Betriebsformen, es sind insgesamt zu nennen: ein Glasarbeiterhaus, ein ehemaliges Glaspolierwerk, Reste eines Hammerwerks, große Zentralstallungen (Ökonomiegebäude), eine Scheune, Reste einer Spiritusbrennerei und eines Schlachthauses, Ruinenreste einer Mühle, das Brauereigebäude von 1843 und eben das barocke Schloss von 1678 mit Schlosskapelle, das auf archäologischen Resten von Vorgängerbauten errichtet wurde. Zu Alt-Röthenbach gehören auch das alte Gasthaus Bauer und die zum Wohnhaus umgebaute ehemalige Glasschleife etwas abseits.

Könnte man einige Gebäude retten, indem man sie abträgt und in einem Freilandmuseum wieder aufbaut? Das wäre unvereinbar mit dem Gedanken des Ensembleschutzes.

Abgesehen vom recht kompakten, traumhaft in einem verwilderten Park gelegenen Schloss, das man als gehobenes Wohnhaus oder Veranstaltungskulisse durchaus wieder nutzen könnte, waren Weiternutzungskonzepte für die übrigen aus der Zeit gefallenen Industrie- und Landwirtschaftsgebäude Röthenbachs stets großen Bedenken ausgesetzt. Wer will schon in einen Ortsteil ziehen, in dem alles verfällt? Wer will aufs Land ziehen, um in einem Arbeiterhaus zu wohnen? Wie soll man in einer derart entlegenen Gegend rentabel eine Gastronomie aufziehen? Wer braucht Stallungen für Ländereien, die schon vor Jahrzehnten an den Staatsforst veräußert wurden? Es müsste ein Konzept aus einem Guss für das ganze Areal her, um Röthenbach durch konzertierten Abriss und Sanierung von Gebäuden von jeglichem Schandfleck-Geruch zu befreien. Grundsätzlich kommen zwei in einem Spannungsverhältnis stehende Nutzungskonzepte für den Gutshof in Frage: Ruhe oder Remmidemmi – Wohnsitz für eine vermögende Person mit oder ohne Familie oder etwa eine gastronomische Nutzung mit Schlossgaststätte, Heimatmuseum, Tourismus mit Ferienwohnungen, Veranstaltungen wie Hochzeiten, Märkten, Konzerten, Festivals. Ideen lassen sich genug generieren, auch gewerbliche Wiederbelebung war schon angedacht worden. In meiner Jugend, als der Verfall noch nicht so weit fortgeschritten war, zogen die alten Gebäude auch Künstler an, vor allem Musiker, um dort zu proben, und eine regionale Partyszene.

Ich habe über 10 Jahre den Verfall des Ortsteils auch fotografisch nachgezeichnet. Auffallend ist, dass die Gebäude nicht nur teilweise einzustürzen beginnen, sondern auch von der Natur so umwuchert werden, dass sie gar nicht mehr sichtbar sind, als wollten Bäume und Sträucher einen gnädigen Schleier über die entstellten Gemäuer ziehen. Mancher Beobachter fühlt sich an das Märchen von Dornröschen erinnert, dessen Schlaf von der Natur gesichert wird: Allerdings schlafen die alten Gebäude in Röthenbach nicht, sie sterben, und es schläft auch niemand in ihnen, tote Fenster starren einem entgegen. Verwunschen ist die Landschaft mit ihren endlosen Wäldern und dunklen Weihern und verträumt zugleich, unendlich ruhig und friedlich holt sie sich das aufgegebene Menschenwerk zurück.

Nymphenburg: Natur und Schloss

Juni 11, 2022
Mit 623 Metern Nord-Süd-Achse ist Schloss Nymphenburg breiter als Versailles.

Barocke Pracht, die berühmte Schönheitengalerie mit Lola Montez und viel Parklandschaft bietet das Schloss Nymphenburg, die Sommerresidenz der Wittelsbacher. Einst auf dem Land gelegen, eröffnet die weitflächige, 229 Hektar große Anlage nun inmitten einer Millionenmetropole Naturidylle für Städter, selbst frei herumlaufende Rehe sind dort neben zutraulichen Enten und Gänsen zu sehen. Im Park selbst können mit gesonderter Eintrittskarte verschiedene als „Parkburgen“ bezeichnete Kleinstschlösser wie die Pagodenburg oder die Badenburg mit einer Art frühem Swimming Pool besichtigt werden. So eine Sommerresidenz war eine kleine Stadt, in der wie in einer Gated Community die Hofgesellschaft für sich lebte. Der Chef des Hauses Wittelsbach lebt heute noch in einem eigenen Wohnbereich im Schloss. Der Park ist frei zugänglich und wird nur nachts geschlossen. Der deutschsprachige Audioguide (kostenpflichtig) bietet wenig Mehrwert gegenüber den Infotafeln im Schloss. Neben Schloss und Park kann auch der Marstall und ein Porzellanmuseum besichtigt werden.

Das Schloss zwischen Schiene und Straße

Mai 21, 2022

Etwas verdeckt hinter anmutiger Vegetation kann man von der aus der Stadt Regensburg nach Südosten führenden Landshuter Straße das Schloss Pürkelgut erkennen. Seit Mitte der 1970er Jahre steht das 1728 errichtete Wasserschloss leer, ist in schlechtem baulichem Zustand und hat nur Notsanierungen erlebt, das Gelände beherbergt aber auch einen gut erhaltenen Vierseithof, der für Eventveranstaltungen genutzt wird, ein gänzlich verwilderter Lost Place ist es also nicht, dennoch hat das mächtige Schloss mit seinen vernagelten Fenstern eine etwas verwunschen-unheimliche Ausstrahlung. 2016 wurde es von der Bauverwaltung der Fürsten von Thurn und Taxis, denen es seit 1844 gehörte, an eine Immobilienfirma verkauft. Warum eine aufstrebende wie geschichtsbewusste Stadt wie Regensburg ihrem bedeutendsten barocken Profanbau keine adäquate Nutzung verschaffen konnte, wirft Rätsel auf. Einer Nutzung als gehobene Wohnimmobilie steht offenbar der Verkehrslärm durch die nahe Bahnstrecke und mehrspurig ausgebaute Autotrassen entgegen. Die Stadt will das Gebäude, dem Vernehmen nach, angesichts von drohenden Sanierungskosten von über 40 Millionen Euro nicht einmal geschenkt. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die ebenfalls menschenleere ehemalige Prinz-Leopold-Kaserne, aus der in der Zukunft ein neues Stadtviertel emporsteigen soll. Es bleibt zu hoffen, dass den Bewohnern dieses Viertels in Zukunft die grüne Oase um Schloss Pürkelgut weiterhin erhalten bleibt. Die Stadt möchte dort einen Stadtpark realisieren.

Ludwigsburg: Das Schloss im Blühenden Barock

Mai 16, 2022
Schloss Ludwigsburg: Ehrenhof mit dem alten Corps de Logis.
Das neue Corps de Logis mit Gartenparterre im Süden.

Das Residenzschloss Ludwigsburg bei Stuttgart ist eine als eine der größten und schönsten barocken Schlossanlagen Deutschlands ein Anziehungspunkt für Ausflügler aus nah und fern. Um die Pflanzenpracht in der weiträumigen Garten- und Parkanlage zu genießen, muss man Eintritt zahlen. Einheimische haben oft Dauerkarten und können sich hier unbegrenzt aufhalten. Das Schloss kann separat davon im Rahmen von zwei Führungen besucht werden, die nach Schlossarealen aufgeteilt sind. Bei meiner bekam ich u.a. den ältesten Teil des Schloss, der als Jagdschloss genutzt wurde, das barocke Schlosstheater mit seiner avancierten Bühnentechnik, die Herrschergalerie sowie die Schlosskapelle zu sehen. Man mag es kaum für möglich halten, zu welcher Prachtentfaltung im Zusammenspiel von Natur und Architektur deutsche Fürsten wie die Herzöge von Württemberg in der Lage waren, aber das französische Vorbild war nah.

Die Emichsburg im Märchengarten des Blühenden Barock.

Eggersberg: Das alte Schloss im Altmühltal

Mai 8, 2022
Das Schloss Eggersberg wurde um das Jahr 1600 errichtet. Im Innern beherbergt es ein Hotel, ein Restaurant und ein Museum.

Etwas versteckt auf den Anhöhen bei Riedenburg im malerischen Altmühltal liegt das urige Schlosshotel Eggersberg, in dessen Restaurant man vorzüglich bei schönem Ausblick und Vogelgezwitscher aus dem Schlosspark essen kann. Auf Wunsch erhält man auch Zutritt zum Hofmarksmuseum, das als Ausdruck des Kunstsinns und der Sammelleidenschaft der Schlosseigentümer die Geschichte der Landschaft über die Kelten bis hin zu den Dinosauriern erschließt. Vom Aussichtspunkt der alten Burgruine hundert Meter eröffnet sich das Panorama des Altmühltals in ganzer Breite. Im Schlossgarten kann man ganz in weiß gehaltene Blütenpracht bewundern. Kein Geheimnis ist, dass die derzeitige Eigentümerfamilie Wenzl-Sylvester die historische Immobilie verkaufen möchten. Als Verhandlungsbasis werden 5 Millionen Euro genannt.

Regensburg: Das Schloss der 500 Zimmer

April 24, 2022

In Regensburg befindet sich das Schloss St. Emmeram, ein ehemaliges Bendektinerkloster, Sitz der Fürsten von Thurn und Taxis. Mit über 500 Zimmern ist es größer als der Buckingham Palace. Der Blick in den Schlosshof vermag vielleicht die Ausmaße des Areals etwas zu vermitteln, im Sommer finden hier Schlossfestspiele, im Winter, sofern es Corona-Maßnahmen zulassen, ein Weihnachtsmarkt statt. Repräsentative Teile des Schlosses mit Ballsaal, Wintergarten, verschiedenen Salons und die Schlosskapelle mit Fürstengruft sowie der Kreuzgang sind für Führungen geöffnet, die rund eineinhalb Stunden dauern. Daneben kann ständig der Marstall mit den historischen Kutschen der Begründer des europäischen Postwesens und die fürstliche Schatzkammer besucht werden. Sehenswert ist auch die fürstliche Hofbibliothek, die zur Nutzung offensteht. Im Brauhaus können selbstgebrautes Bier und bayerische Schmankerl – im Sommer auch im Biergarten -genossen werden.

Hammerschloss Röthenbach – ein Dornröschenschloss im Holzkorsett

Februar 5, 2022

Hammerschloss Röthenbach, 2012, vor dem Teileinsturz.

Hammerschloss Röthenbach, 2012, nach dem Teileinsturz.

Hammerschloss Röthenbach, 2017, mit Holzkorsett.

Seit seinem Teileinsturz bei Drainagearbeiten am 16. Juli 2012 präsentiert sich das verwaiste Röthenbacher Hammerschloss in einem aufwändigen Holzkorsett und wird wie ein Dornröschenschloss zunehmend von der Natur umwuchert. Sicher würde es auch einigen Aufwand erfordern, die eingestürzte Westseite wieder hochzumauern und auch die das Schloss umgebenden Gutsgebäude zu sanieren. Wenigstens ist das idyllisch gelegene Hammerschloss aus dem Jahr 1678 gut gesichert und verriegelt, auch gegen Einbrecher, die nur zu ihrem eigenen Unheil in die Schlossruine einsteigen könnten. Einige kunstvolle Fassadenreste auf der Rückseite des Gebäudes weisen darauf hin, dass das alte Herrenhaus, das 2007 von meiner Mutter Christine von Grafenstein an den irischen Unternehmer Raymond Grassick verkauft wurde, einmal ein wahres Schmuckkästchen gewesen sein muss, Schätze enthält es jedoch nicht mehr.

Mehr Bilder aus dem verfallenden Ortskern von Röthenbach finden sich hier.

Barocke Rustikafassade auf der Rückseite des Schlosses

Wewelsburg: Ausflug zur „Schwarzen Sonne“

Juni 13, 2018

Hier versammelte sich die SS.

Der Nordturm der Wewelsburg beherbergt die „Gruft“ und den „Obergruppenführersaal“.

Die Wewelsburg im Paderborner Land hat eine wechselvolle Vergangenheit hinter sich. Errichtet von den Fürstbischöfen von Paderborn 1605 bis 1609 im Stil der Renaissance als Nebenresidenz und genutzt inbesondere als Jagdschloss, erlangte sie gewisse Berühmtheit, nachdem drei Jahrhunderte später Heinrich Himmler diesen ungewöhnlichen burgartigen Dreiecks-Schlossbau als Zentrum seines künftigen SS-Imperiums auserkoren hatte und entsprechend umbauen ließ. Vor allem den Putz ließ er abschlagen, um sie abweisender wirken zu lassen, was sie bis heute unschön aussehen lässt. Heute ist die Wewelsburg (wieder) Jugendherberge, Gedenkstätte und Sitz eines regionalgeschichtlichen Museums über das Hochstift Paderborn, mit einem kunterbunten Sammelsurium von wirtschafts-, sozial- und kriminalgeschichtlichen Exponaten, von denen einige durchaus länger im Gedächtnis haften bleiben. Von der einstigen Innenarchitektur der Schlossburg kann man sich beim Museumsrundgang allerdings wenig Eindruck verschaffen, auch über die Geschichte des Schlosses vor der SS-Inbesitznahme erfährt man nicht so viel.

Eine eigene große Museumsabteilung des Kreismuseums widmet sich monothematisch „Ideologie und Terror der SS“, und klärt über das Wirken und Nachwirkung der SS allgemein und vor Ort auf. Der Eintritt ist hier im Gegensatz zum Hochstiftmusem frei, sodass nicht gesagt werden kann, hier würde mit den Nazis Kasse gemacht. Im Rahmen dieser Daueraustellung, die im ehemaligen Wachgebäude der SS untergebracht ist, gelangt man auch über die so genannte „Gruft“ zur Hauptattraktion der Wewelsburg, dem „Obergruppenführersaal“ mit der durch einen Roman der 90er Jahre  als „Schwarze Sonne“ bekannt gewordenen Sonnenrad-Fußbodenornamentik, die heute schamvoll teilweise von Sitzsäcken für Besucher bedeckt ist.  Das Fotografieren ist hier wie im ganzen Museum verboten. Von den Fenstern hat man den Ausblick der Fürstbischöfe und SS-Generäle in die ostwestfälische Landschaft.

Im Museum ist bekannt, dass die Attraktionen der Wewelsburg stark von Rechtsradikalen frequentiert werden, die üblicherweise aber die Auseinandersetzung mit der KZ-Vergangenheit des Ortes meiden, was dort auch möglich wäre. Vor mir standen in der Tat zwei junge Burschen an der Museumskasse, die sich erst ihre Runen-Tattoos abkleben mussten, ehe sie ins Museum gelassen wurden, das übrige Besucherpublikum wirkte unverdächtig. Auch diese Austellung kann nicht jedes Geheimnis der SS lüften, ein sehr gutes Bild, was die SS konkret in der Wewelsburg eigentlich getrieben hat, verschafft die Ausstellung auch nicht, wahrscheinlich weil vieles Stückwerk und Planung geblieben war.

Aktuell kann im Museum auch eine humorige Sonderausstellung über Bierkultur im Paderborner Land und darüber hinaus besucht werden. Das zeigt nochmal schlaglichtartig, dass sich der Ort auch museal nicht gänzlich von der düsteren Vergangenheit unter dem SS-Totenkopf überschatten lassen will, die medial eine so große Rolle spielt.

Vor der Wewelsburg

Das Renaissance-Schloss ist weithin sichtbar.

Neujahrsempfang der WWU Münster: Fürstbischöfliches Schloss war farbig illuminiert

Januar 14, 2013

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