Posts Tagged ‘Architektur’

Ostern auf der Klosterburg Kastl

April 4, 2024
Kastl war einst ein mächtiges Kloster.

Tief in die deutsche und bayerische Geschichte des Mittelalters kann man eintauchen, wenn man in die nördliche Oberpfalz hineinfährt und die Klosterburg in Kastl besucht. Auf dem Höhepunkt des Investiturstreits zwischen geistlicher und weltlicher Macht widmeten nordbairische Adelige ihr gemeinsame Burg in Kastl zu einem einflussreichen Kloster um. Dies passte in den kirchlichen Geist der Zeit, der vom Kloster Cluny ausging. Zu Macht gekommene Adelsgeschlechter wollten jetzt oftmals eine Grablege für ihre Familie in würdigem Rahmen haben. Die Bedeutung des Adels für das Koster kann man unweigerlich in der imposanten romanischen Kirche St. Peter auf dem immer noch stark befestigten Burgberg erkennen. Schon am Eingang wird man vom Grabmal des Ritters Pollinger und den kunstvollen Figuren der Stifter, Otto von Habsberg, Friedrich von Kastl und Berengar von Sulzbach, begrüßt. Das Kirchenschiff ist im Innern von einem außergewöhnlichen Wappenfries mit 70 Wappen von Herrscher- und Adelsgeschlechtern umrankt, die meist einen regionalen Bezug aufweisen. An Wappentafeln über dem Chorgestühl sind die Wappen nochmals zu sehen. Unter ihnen befindet sich aus das Wappen des Tannhäusers bzw. der Tannhausen. War der Tannhäuser ein Oberpfälzer? Diese Frage bleibt bis heute ungeklärt.

Ein gutes Verhältnis zu den Benediktiner-Mönchen des Klosters hatte auch Kaiser Ludwig der Bayer, der Kastl verschiedentlich besuchte. Seine als Kind verstorbene Tochter Anna wird in Kastl als Mumie aufgebahrt. In Kastl ist auch sein kaiserlicher Feldhauptmann Seyfried Schweppermann begraben, der sich in diversen großen Ritterschlachten an der Seite Ludwigs bewährte, was der Kaiser danach, wie die Legende besagt, mit einer Sonderration belohnte: Jedem ein Ei, dem braven Schweppermann aber zwei!

Bemerkenswert sind neben den vielen Grabmälern und Wappen auch die sonstigen mittelalterlichen Wandmalereien, die Aufschluss über die einstige Buntheit der heute in beruhigendem Weiß gehaltenen Kirche geben und Christus und verschiedene Heilige zeigen. Benediktiner, Bilderstürmer, Jesuiten, Malteser, Flüchtlingslager und Internat, vieles hat die geschichtsträchtige Anlage erlebt und durchlitten, heute präsentiert sie sich aber in gutem baulichen Zustand und beherbergt eine Hochschulstandort der bayerischen Polizei.

Der Aufstieg kann entweder zu Fuß über eine steile, aber bewältigbare Treppe von der alten Bahnhofstation im Ort mit kleiner Ausflugsgastronomie erfolgen, wo man auch sein Auto abstellen kann. Alternativ kann man auch mit dem Auto auf den Burgberg fahren. Die Umgebung der Burg lädt zum Wandern ein, etwa kann die sogenannte Schweppermannsburg in Pfaffenhofen zum Ziel einer kleinen Tour gemacht werden. Weitere Fotos von der Klosterburg Kastl und der Schweppermannsburg finden sich hier.

Die Schweppermannsburg mit Bergfried und Burgstall kann leider nur teilweise besichtigt werden.

Sieben Spezialtipps für Regensburg-Aufenthalte

August 19, 2023

Regensburg ist mittlerweile als Tourismus-Destination sehr bekannt, was dazu führt, dass die Altstadt phasenweise von Besuchern überrannt wirkt. Regensburg ist auch sonst schon lange kein verschlafenes Provinznest mehr, sondern wird durch eine boomende Wirtschaft und viele Studenten belebt. Gerne möchte ich Ihnen ein paar Tipps geben, wie sich innerhalb und abseits der Touristenpfade etwas Ruhe und Übersicht verschaffen, behelfen oder sogar Geld sparen können.

1) Übersicht gewinnen: Regensburg von oben

Auf dem Turm der Dreieinigkeitskirche hat man Aussicht und Ruhe.

Am Neupfarrplatz finden Sie eine grandiose Aussicht von der Plattform der Galeria Kaufhof – ohne Eintritt zahlen zu müssen. Die Aussichtsplattform des Kaufhauses ist allerdings derzeit gesperrt, da es sich gerade neu aufstellt. Der Aufstieg zu den Domtürmen ist sowieso dauerhaft gesperrt. Der Turm der evangelischen Dreieinigkeitskirche in der Gesandtenstraße bietet sich daher an, einen phantastischen Panoramablick auf die Altstadt von Regensburg mit ihren Patriziertürmen zu erhaschen, die sie einst zum deutschen „Manhattan“ des Mittelalters machten. Die Bauweise der Geschlechtertürme breitete sich von Oberitalien nach Regensburg aus, ein Grund, warum Regensburg auch „nördlichste Stadt Italiens“ genannt wird.

2) Übersicht gewinnen: Regensburg von der Seite

Übersicht über die Altstadtkulisse und mit die besten Fotomotive gewinnen Sie auch, indem Sie die Donau überqueren. Die schönsten Biergärten mit der besten Aussicht auf die Altstadt und der grandiosesten Lage befinden sich auf den Donauinseln an der Steinernen Brücke. Die ursprünglich nicht zur einst freien Reichsstadt gehörige Insel Stadtamhof ist einer der schönsten Stadtteile von Regensburg. Die Donauinseln bieten Möglichkeiten für entspannte Spaziergänge abseits des Altstadtgewimmels. Die größte Panoramaansicht von Regensburg einschließlich seiner Vororte erreichen sie freilich, wenn Sie auf die Höhen auf dem anderen Donauufer hinaufwandern oder -fahren.

3) Kulinarische Kniffe 

Kneitinger – traditionelle Geselligkeit

Das Stammhaus der Brauerei Kneitinger am Arnulfsplatz links im Bild.

Bestellen Sie niemals Weizen oder Cola in Gaststätten, die von der Brauerei Kneitinger betrieben werden, Sie riskieren damit einen schweren diplomatischen Zwischenfall mit der Bedienung, denn Sie befinden sich im Herzen der traditionellen Gastronomiekultur Regensburgs und Kneitinger stellt diese Getränke nicht her. Dafür ist das Kneitinger-Stammhaus am Arnulfsplatz am besten geeignet, um mit der örtlichen Bevölkerung ins Gespräch zu kommen, man sitzt dort nah aufeinander.

Regensburger mit allem

Wenn sich an der „Historischen Wurstkuchl“ gerade lange Schlangen bilden sollten, holen Sie sich Ihre Bratwurst an der Bude am Neupfarrplatz. Dort gibt es auch die legendäre „Regensburger mit allem“, eine delikate Knackwurstsemmel mit Meerrettich, süßem Senf und Gewürzgurke.

Kaffeehauskultur

Lassen Sie sich nicht die Kaffeehauskultur in Regensburg entgehen, denn Österreich ist nicht weit, steuern Sie nicht in den nächstbesten „Coffee Shop“ an, sondern geben sie den traditionellen Kaffeehäusern in der Altstadt eine Chance und bestellen sie sich als Kuchen eine „Donauwelle“, lesen Sie Zeitung oder beobachten sie die Passanten im pulsierenden Stadtzentrum.

4) Das Campus-Wunder

Lassen Sie die stark von Touristen frequentierte Altstadt hinter sich und besuchen Sie den Universitätscampus. Die moderne, durch den Brutalismus geprägte Architektur wird Sie sowohl von innen wie außen in Staunen versetzen. Sie hat verschiedene Preise gewonnen und ist sehr ausgeklügelt, so kann man von der ursprünglichen Planung her von jedem Ort des Geländes trockenen Fußes an einen anderen gelangen. In der Universitätsbibliothek gibt es fortlaufend frei zugängliche Ausstellungen zu unterschiedlichsten Themen. Zusammen mit dem Campusgelände der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) ergibt sich eine ganze Campus-Landschaft, die südlich der Altstadt liegt.

5) Altstadt am Abend: Die Altstadtkinos, Theater und Nachtleben

Regensburg hat zur Abendgestaltung eine sehr ausgeprägte Landschaft von charmanten Kleinkinos in der Altstadt zu bieten, die in ungewöhnlichem historischen Ambiente vom Blockbuster bis hin zu Programmkino für jeden Geschmack etwas zu bieten hat und durch Theater- und Kleinkunstbühnen wie das Turmtheater ergänzt wird. Cineasten und Theaterliebhaber kommen in Regensburg auf ihre Kosten und können nach den Vorführungen in den unzähligen Altstadt-Kneipen und Clubs, die teils in alten gotischen Gewölben untergebracht sind, was ich so noch nie in Deutschland gesehen habe, die Nacht zum Tag machen.

6) Unterwegs in Regensburg

Unterwegs in Regensburg kann man im Altstadtbereich wegen des teils starken Gedränges tatsächlich am besten zu Fuß sein, denn die einst größte deutsche Stadt des Mittelalters konzentriert sich für unsere Begriffe auf sehr engem Raum. Auch die Busse sind zu empfehlen, heute sind sie meist elektrifiziert und klimatisiert. Last but not least leistet das Rad einem gute Dienste in Regensburg, etwa am Bahnhof kann man sich Räder ausleihen und überholen lassen.

7) Schnell raus aus Regensburg: „Donauschifffahrt“ der anderen Art

Immer eine gute Idee ist, nach Westen an der Donau entlang mit dem (ausgeliehenen) Rad rauszufahren oder zu wandern. Rechter Hand hat man die Donau, linker Hand bald wunderschöne hoch aufragende Kalksteinfelsen. In Matting kann man sogar – gegen eine Gebühr von nur 50 Cent – mit einer Gierseilfähre über die Donau setzen, die höchst umweltfreundlich nur von der Strömung der Donau angetrieben wird.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen als langjähriger Regensburger ein paar wertvolle Hinweise geben, wie sie Ihren Regensburg-Aufenthalt bereichern, entspannend und auch geldbeutelfreundlich gestalten können, indem Sie sich entweder innerhalb der Haupt-Touristenströme geschickt bewegen oder sich jenseits von ihnen aufhalten. Die Hinweise auf Gastronomie und Sehenswürdigkeiten stellen wie immer in diesem Blog keine vergütete Werbung dar.

Regensburg: Gesandtenstraße

Juli 14, 2022
In der Gesandtenstraße residierten einst die Abgeordneten zum Immerwährenden Reichstag in Regensburg. Heute laden Geschäfte und Cafés zum Flanieren und Verweilen ein.

Nymphenburg: Natur und Schloss

Juni 11, 2022
Mit 623 Metern Nord-Süd-Achse ist Schloss Nymphenburg breiter als Versailles.

Barocke Pracht, die berühmte Schönheitengalerie mit Lola Montez und viel Parklandschaft bietet das Schloss Nymphenburg, die Sommerresidenz der Wittelsbacher. Einst auf dem Land gelegen, eröffnet die weitflächige, 229 Hektar große Anlage nun inmitten einer Millionenmetropole Naturidylle für Städter, selbst frei herumlaufende Rehe sind dort neben zutraulichen Enten und Gänsen zu sehen. Im Park selbst können mit gesonderter Eintrittskarte verschiedene als „Parkburgen“ bezeichnete Kleinstschlösser wie die Pagodenburg oder die Badenburg mit einer Art frühem Swimming Pool besichtigt werden. So eine Sommerresidenz war eine kleine Stadt, in der wie in einer Gated Community die Hofgesellschaft für sich lebte. Der Chef des Hauses Wittelsbach lebt heute noch in einem eigenen Wohnbereich im Schloss. Der Park ist frei zugänglich und wird nur nachts geschlossen. Der deutschsprachige Audioguide (kostenpflichtig) bietet wenig Mehrwert gegenüber den Infotafeln im Schloss. Neben Schloss und Park kann auch der Marstall und ein Porzellanmuseum besichtigt werden.

Das Schloss zwischen Schiene und Straße

Mai 21, 2022

Etwas verdeckt hinter anmutiger Vegetation kann man von der aus der Stadt Regensburg nach Südosten führenden Landshuter Straße das Schloss Pürkelgut erkennen. Seit Mitte der 1970er Jahre steht das 1728 errichtete Wasserschloss leer, ist in schlechtem baulichem Zustand und hat nur Notsanierungen erlebt, das Gelände beherbergt aber auch einen gut erhaltenen Vierseithof, der für Eventveranstaltungen genutzt wird, ein gänzlich verwilderter Lost Place ist es also nicht, dennoch hat das mächtige Schloss mit seinen vernagelten Fenstern eine etwas verwunschen-unheimliche Ausstrahlung. 2016 wurde es von der Bauverwaltung der Fürsten von Thurn und Taxis, denen es seit 1844 gehörte, an eine Immobilienfirma verkauft. Warum eine aufstrebende wie geschichtsbewusste Stadt wie Regensburg ihrem bedeutendsten barocken Profanbau keine adäquate Nutzung verschaffen konnte, wirft Rätsel auf. Einer Nutzung als gehobene Wohnimmobilie steht offenbar der Verkehrslärm durch die nahe Bahnstrecke und mehrspurig ausgebaute Autotrassen entgegen. Die Stadt will das Gebäude, dem Vernehmen nach, angesichts von drohenden Sanierungskosten von über 40 Millionen Euro nicht einmal geschenkt. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die ebenfalls menschenleere ehemalige Prinz-Leopold-Kaserne, aus der in der Zukunft ein neues Stadtviertel emporsteigen soll. Es bleibt zu hoffen, dass den Bewohnern dieses Viertels in Zukunft die grüne Oase um Schloss Pürkelgut weiterhin erhalten bleibt. Die Stadt möchte dort einen Stadtpark realisieren.

Ludwigsburg: Das Schloss im Blühenden Barock

Mai 16, 2022
Schloss Ludwigsburg: Ehrenhof mit dem alten Corps de Logis.
Das neue Corps de Logis mit Gartenparterre im Süden.

Das Residenzschloss Ludwigsburg bei Stuttgart ist eine als eine der größten und schönsten barocken Schlossanlagen Deutschlands ein Anziehungspunkt für Ausflügler aus nah und fern. Um die Pflanzenpracht in der weiträumigen Garten- und Parkanlage zu genießen, muss man Eintritt zahlen. Einheimische haben oft Dauerkarten und können sich hier unbegrenzt aufhalten. Das Schloss kann separat davon im Rahmen von zwei Führungen besucht werden, die nach Schlossarealen aufgeteilt sind. Bei meiner bekam ich u.a. den ältesten Teil des Schloss, der als Jagdschloss genutzt wurde, das barocke Schlosstheater mit seiner avancierten Bühnentechnik, die Herrschergalerie sowie die Schlosskapelle zu sehen. Man mag es kaum für möglich halten, zu welcher Prachtentfaltung im Zusammenspiel von Natur und Architektur deutsche Fürsten wie die Herzöge von Württemberg in der Lage waren, aber das französische Vorbild war nah.

Die Emichsburg im Märchengarten des Blühenden Barock.

Hammerschloss Röthenbach – ein Dornröschenschloss im Holzkorsett

Februar 5, 2022

Hammerschloss Röthenbach, 2012, vor dem Teileinsturz.

Hammerschloss Röthenbach, 2012, nach dem Teileinsturz.

Hammerschloss Röthenbach, 2017, mit Holzkorsett.

Seit seinem Teileinsturz bei Drainagearbeiten am 16. Juli 2012 präsentiert sich das verwaiste Röthenbacher Hammerschloss in einem aufwändigen Holzkorsett und wird wie ein Dornröschenschloss zunehmend von der Natur umwuchert. Sicher würde es auch einigen Aufwand erfordern, die eingestürzte Westseite wieder hochzumauern und auch die das Schloss umgebenden Gutsgebäude zu sanieren. Wenigstens ist das idyllisch gelegene Hammerschloss aus dem Jahr 1678 gut gesichert und verriegelt, auch gegen Einbrecher, die nur zu ihrem eigenen Unheil in die Schlossruine einsteigen könnten. Einige kunstvolle Fassadenreste auf der Rückseite des Gebäudes weisen darauf hin, dass das alte Herrenhaus, das 2007 von meiner Mutter Christine von Grafenstein an den irischen Unternehmer Raymond Grassick verkauft wurde, einmal ein wahres Schmuckkästchen gewesen sein muss, Schätze enthält es jedoch nicht mehr.

Mehr Bilder aus dem verfallenden Ortskern von Röthenbach finden sich hier.

Barocke Rustikafassade auf der Rückseite des Schlosses

Leben im Hochhaus aus literarischer Sicht

November 14, 2021
Ein typisches Hochhaus im Regensburger Stadtteil Königswiesen. Foto: Grafenstein

Im Süden Regensburgs liegt Königswiesen mit seiner Hochhaussiedlung. Seit 1972 wurden hier auf dem Hügel eines ehemaligen Gutes 118 Wohnblöcke und Hochhäuser mit 2.300 Wohnungen errichtet.

Autorinnen und Autoren des Schriftstellerverbandes Ostbayern haben sich von dem Thema „Leben im Hochhaus“ inspirieren lassen und werden ihre neuen Texte am Dienstag, 23. November 2021, um 19 Uhr in der Stadtteilbücherei Süd im BildungsCenter (BIC) im Köwe-Einkaufszentrum, Dr.-Gessler-Straße 47, vorstellen. Die Lesung findet im Rahmen des kulturellen Jahresthemas „Nahsicht“ statt.

Beteiligte Autoren sind Guido Frei, Oliver Machander und Thyra Thorn. In die Geschichte des Stadtteils wird Christine Riedl-Valder einführen.

Der Eintritt ist frei, es gilt die 2G-Regel. Für die Teilnahme an der Lesung ist eine Anmeldung zwingend erforderlich, und zwar ausschließlich über die Stadtteilbücherei Süd unter Telefon 507-3476 oder per E-Mail an buechereisued@regensburg.de

Die Veranstaltung ist der dritte und letzte Teil einer dreiteiligen Lesereihe, in der sich Autorinnen und Autoren mit drei Regensburger Stadtteilen beschäftigen und sich dabei einem charakteristischen Aspekt literarisch „nähern“.
Für diese Lesereihe kooperiert der Schriftstellerverband Ostbayern mit der Stadtbücherei Regensburg und der Volkshochschule Regensburg. Die Reihe wird finanziell unterstützt vom Kulturreferat der Stadt Regensburg.

Münster: Aus Kasernen werden nachhaltige Stadtquartiere

September 13, 2020

Münster (SMS) Der Aufsichtsrat der städtischen Entwicklungsgesellschaft KonvOY hat gestern (Donnerstag, 10. September) wichtige Weichen für die neuen Stadtquartiere gestellt, die auf den ehemaligen Kasernenflächen York (Gremmendorf) und Oxford (Gievenbeck) entstehen und zu einem Bevölkerungswachstum von rund 10 000 Menschen führen sollen. Zu entscheiden war, welche Bewerber zwei Grundstücksflächen auf den beiden Arealen erwerben dürfen – den Ausschlag gaben die besten Konzepte für die angestrebte Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Gemeinschaftseinrichtungen.
Stadtbaurat Robin Denstorff ist überzeugt, dass die Zukunft der Quartiere mit diesen Planungen auf große Akzeptanz stoßen werden. Denstorff: „Die ausgewählten Konzepte werden unserem hohen Qualitätsanspruch an die neuen Quartiere absolut gerecht, insbesondere auch, weil mit diesen Planungen die Stadtteile insgesamt aufgewertet werden.“

Ergänzende Nutzungen im Gremmendorfer Stadtteilzentrum
Den Zuschlag für ein knapp 10 000 Quadratmeter großes Baufeld im York-Quartier bekam die Saarbrücker RVI GmbH mit ihren Architekturbüros ASTOC und Lorber Paul aus Köln. Deren Konzept sieht auf der Fläche sechs größere Gebäude vor. Vom Albersloher Weg aus werden hiervon künftig zwei Gebäude mit Klinkerfassade zu sehen sein. Die Erdgeschosse sind für medizinische Einrichtungen wie Arztpraxen und moderne Büros (Co-Working-Spaces) gedacht. Die Obergeschosse sollen Büroflächen anbieten. Die zum Gelände der Wohn + Stadtbau zugewandten vier Gebäude sind ausschließlich für die insgesamt 98 Wohnungen vorgesehen. Der besondere Clou: die Baukörper stehen so zueinander, dass ein Durchgang zwischen dem Quartier und dem Stadtteilzentrum Gremmendorf entsteht.

 

Oxford-Quartier

Grüner Weiler – Innenhof. Blickrichtung West. Quelle: Brewe und Merz/nightnurse – KonvOY

Neue Angebote für Wohnen in Gemeinschaft in Gievenbeck
Im Gievenbecker Oxford-Quartier war das Baufeld „Wohnen in Gemeinschaft“ ausgeschrieben, das auf die Vergabe an Baugruppen wie Wohnungsgenossenschaften abzielte. Ebenfalls einstimmig fiel die Wahl auf ein Konzept der Wohnungsgenossenschaft „Grüner Weiler eG“. Das Baufeld wird künftig durch drei Baukörper geprägt: einen so genannten Punktbau am späteren Zentral-Boulevard mit öffentlichen und gemeinschaftlichen Einrichtungen (u.a. eine „Velo-Halle“), einen „Riegelbau“ und einen „Winkelbau“, die gemeinsam einen Wohnhof umfassen. Durch diesen Innenhof entsteht durch seine multifunktionale Bespielung eine besondere Qualität im Wohnumfeld. Neben vielen sozialen, gemeinschaftlichen und inklusiven Aspekten unterscheidet sich das Konzept von austauschbaren Standard-Lösungen mit einem besonders anspruchsvollen Nachhaltigkeitskonzept: Die Zahl der Pkw-Stellplätze wird bewusst zugunsten hervorragender Bedingungen für das Fahrrad reduziert. Die Fassaden werden durch hochmoderne Photovoltaik-Elemente aufgelockert, und beim Bau der Gebäude in Massivholz- und Holzhybrid-Bauweise sollen vor allem nachhaltige Baustoffe eingesetzt werden. Denstorff: „Das Konzept von den Architekten Brewe und Merz ist maßgeschneidert. Die Architektur sieht 104 Wohnungen in sehr vielen Varianten vor, die der demographischen Entwicklung und auch den Mobilitätspräferenzen der Menschen in Münster in besonderer Weise entgegen kommt.“

Kasernen öffnen sich wieder für die Öffentlichkeit
Die beiden Quartiere sollen nach großen Fortschritten auf der Baustelle auch wieder stärker für die Öffentlichkeit sichtbar werden. „Wir freuen uns, dass wir ab sofort und nun dauerhaft wieder Besichtigungstermine möglich machen können“, kündigt KonvOY-Geschäftsführer Stephan Aumann an. Aufgrund der großen Anfrage bei den zurückliegenden Führungen werden die Rundgänge nun im wöchentlichen Turnus  immer samstags und selbstverständlich kostenlos angeboten – unter Berücksichtigung der Hygiene-und Schutzmaßnahmen, aber leider nicht barrierefrei.
Ein Buchungssystem auf den neuen Internetseiten yorkquartier.de und oxfordquartier.de ermöglicht den Zugang zu Terminen in den nächsten Wochen. „Die Bewohnerinnen und Bewohner von Gievenbeck und Gremmendorf erhalten einen zeitlichen Vorzug bei der Anmeldung“, verspricht Stephan Aumann. Durch eine Briefwurfsendung bekommen sie einen persönlichen Link zur Buchungsseite.

Studentisches Wohnen statt Eissport

April 2, 2019

Münster ist eine Stadt, die wächst. Erschwinglicher Wohnraum ist Mangelware.  Eine gute Nachricht ist daher, dass auf dem Grundstück der ehemaligen Eissporthalle an der Steinfurter Straße / Johann-Krane-Weg  ein studentisches Wohnquartier entstehen soll. Die aktuelle städtebauliche Planung stellt das Stadtplanungsamt am Dienstag, 9. April, 19.30 Uhr im UKM-Pavillon auf dem Parkplatz gegenüber der Domagkstraße 32 vor. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind zu der Informations- und Diskussionsveranstaltung eingeladen.

Auf dem etwa einen Hektar großen Gelände sollen fünf- bis sechsgeschossige Gebäude errichtet werden. Geplant sind ein Studierendenwohnheim mit rund 120 Wohnungen und ca. 330 Apartments für Studierende. Die Erdgeschosse sollen publikumsorientierte  Dienstleistungen wie Cafés, SB-Bankfiliale, Fahrradwerkstatt oder auch Büros / Co-Working-Bereiche und Gemeinschaftsräume / Begegnungsbereiche  aufnehmen. Städtebauliches Ziel ist die Realisierung eines urbanen Quartiers. Damit die Planungen umgesetzt werden können, wird der bisherige Bebauungsplan geändert.

Wer sich bereits vor der öffentlichen Veranstaltung einen Einblick verschaffen möchte, kann die Planungsunterlagen im Kundenzentrum im Stadthaus 3, Albersloher Weg 33, einsehen (Mo-Mi 8-16 Uhr, Do 8-18 Uhr, Fr 8-13 Uhr). Im Stadtportal stehen sie unter www.stadt-muenster.de/stadtplanung zur Verfügung.

Wohnheim an der Steinfurter Straße

Ein studentisches Wohnquartier mit einer lebendigen Mitte soll am Johann-Krane-Weg auf dem Gelände der ehemaligen Eissporthalle entstehen. Grafik: Stadt Münster