Regensburg ist mittlerweile als Tourismus-Destination sehr bekannt, was dazu führt, dass die Altstadt phasenweise von Besuchern überrannt wirkt. Regensburg ist auch sonst schon lange kein verschlafenes Provinznest mehr, sondern wird durch eine boomende Wirtschaft und viele Studenten belebt. Gerne möchte ich Ihnen ein paar Tipps geben, wie sich innerhalb und abseits der Touristenpfade etwas Ruhe und Übersicht verschaffen, behelfen oder sogar Geld sparen können.
1) Übersicht gewinnen: Regensburg von oben
Am Neupfarrplatz finden Sie eine grandiose Aussicht von der Plattform der Galeria Kaufhof – ohne Eintritt zahlen zu müssen. Die Aussichtsplattform des Kaufhauses ist allerdings derzeit gesperrt, da es sich gerade neu aufstellt. Der Aufstieg zu den Domtürmen ist sowieso dauerhaft gesperrt. Der Turm der evangelischen Dreieinigkeitskirche in der Gesandtenstraße bietet sich daher an, einen phantastischen Panoramablick auf die Altstadt von Regensburg mit ihren Patriziertürmen zu erhaschen, die sie einst zum deutschen „Manhattan“ des Mittelalters machten. Die Bauweise der Geschlechtertürme breitete sich von Oberitalien nach Regensburg aus, ein Grund, warum Regensburg auch „nördlichste Stadt Italiens“ genannt wird.
2) Übersicht gewinnen: Regensburg von der Seite
Übersicht über die Altstadtkulisse und mit die besten Fotomotive gewinnen Sie auch, indem Sie die Donau überqueren. Die schönsten Biergärten mit der besten Aussicht auf die Altstadt und der grandiosesten Lage befinden sich auf den Donauinseln an der Steinernen Brücke. Die ursprünglich nicht zur einst freien Reichsstadt gehörige Insel Stadtamhof ist einer der schönsten Stadtteile von Regensburg. Die Donauinseln bieten Möglichkeiten für entspannte Spaziergänge abseits des Altstadtgewimmels. Die größte Panoramaansicht von Regensburg einschließlich seiner Vororte erreichen sie freilich, wenn Sie auf die Höhen auf dem anderen Donauufer hinaufwandern oder -fahren.
3) Kulinarische Kniffe
Kneitinger – traditionelle Geselligkeit
Bestellen Sie niemals Weizen oder Cola in Gaststätten, die von der Brauerei Kneitinger betrieben werden, Sie riskieren damit einen schweren diplomatischen Zwischenfall mit der Bedienung, denn Sie befinden sich im Herzen der traditionellen Gastronomiekultur Regensburgs und Kneitinger stellt diese Getränke nicht her. Dafür ist das Kneitinger-Stammhaus am Arnulfsplatz am besten geeignet, um mit der örtlichen Bevölkerung ins Gespräch zu kommen, man sitzt dort nah aufeinander.
Regensburger mit allem
Wenn sich an der „Historischen Wurstkuchl“ gerade lange Schlangen bilden sollten, holen Sie sich Ihre Bratwurst an der Bude am Neupfarrplatz. Dort gibt es auch die legendäre „Regensburger mit allem“, eine delikate Knackwurstsemmel mit Meerrettich, süßem Senf und Gewürzgurke.
Kaffeehauskultur
Lassen Sie sich nicht die Kaffeehauskultur in Regensburg entgehen, denn Österreich ist nicht weit, steuern Sie nicht in den nächstbesten „Coffee Shop“ an, sondern geben sie den traditionellen Kaffeehäusern in der Altstadt eine Chance und bestellen sie sich als Kuchen eine „Donauwelle“, lesen Sie Zeitung oder beobachten sie die Passanten im pulsierenden Stadtzentrum.
4) Das Campus-Wunder
Lassen Sie die stark von Touristen frequentierte Altstadt hinter sich und besuchen Sie den Universitätscampus. Die moderne, durch den Brutalismus geprägte Architektur wird Sie sowohl von innen wie außen in Staunen versetzen. Sie hat verschiedene Preise gewonnen und ist sehr ausgeklügelt, so kann man von der ursprünglichen Planung her von jedem Ort des Geländes trockenen Fußes an einen anderen gelangen. In der Universitätsbibliothek gibt es fortlaufend frei zugängliche Ausstellungen zu unterschiedlichsten Themen. Zusammen mit dem Campusgelände der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) ergibt sich eine ganze Campus-Landschaft, die südlich der Altstadt liegt.
5) Altstadt am Abend: Die Altstadtkinos, Theater und Nachtleben
Regensburg hat zur Abendgestaltung eine sehr ausgeprägte Landschaft von charmanten Kleinkinos in der Altstadt zu bieten, die in ungewöhnlichem historischen Ambiente vom Blockbuster bis hin zu Programmkino für jeden Geschmack etwas zu bieten hat und durch Theater- und Kleinkunstbühnen wie das Turmtheater ergänzt wird. Cineasten und Theaterliebhaber kommen in Regensburg auf ihre Kosten und können nach den Vorführungen in den unzähligen Altstadt-Kneipen und Clubs, die teils in alten gotischen Gewölben untergebracht sind, was ich so noch nie in Deutschland gesehen habe, die Nacht zum Tag machen.
6) Unterwegs in Regensburg
Unterwegs in Regensburg kann man im Altstadtbereich wegen des teils starken Gedränges tatsächlich am besten zu Fuß sein, denn die einst größte deutsche Stadt des Mittelalters konzentriert sich für unsere Begriffe auf sehr engem Raum. Auch die Busse sind zu empfehlen, heute sind sie meist elektrifiziert und klimatisiert. Last but not least leistet das Rad einem gute Dienste in Regensburg, etwa am Bahnhof kann man sich Räder ausleihen und überholen lassen.
7) Schnell raus aus Regensburg: „Donauschifffahrt“ der anderen Art
Immer eine gute Idee ist, nach Westen an der Donau entlang mit dem (ausgeliehenen) Rad rauszufahren oder zu wandern. Rechter Hand hat man die Donau, linker Hand bald wunderschöne hoch aufragende Kalksteinfelsen. In Matting kann man sogar – gegen eine Gebühr von nur 50 Cent – mit einer Gierseilfähre über die Donau setzen, die höchst umweltfreundlich nur von der Strömung der Donau angetrieben wird.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen als langjähriger Regensburger ein paar wertvolle Hinweise geben, wie sie Ihren Regensburg-Aufenthalt bereichern, entspannend und auch geldbeutelfreundlich gestalten können, indem Sie sich entweder innerhalb der Haupt-Touristenströme geschickt bewegen oder sich jenseits von ihnen aufhalten. Die Hinweise auf Gastronomie und Sehenswürdigkeiten stellen wie immer in diesem Blog keine vergütete Werbung dar.