Archive for Oktober 2017

Die Freiheitsstatue der Deutschen – das Hermannsdenkmal bei Detmold

Oktober 22, 2017

Das Hermannsdenkmal war mit einer Höhe von 53 Metern vor Errichtung der New Yorker Freiheitsstatue die höchste Statue der westlichen Welt. Der Bildhauer Ernst v. Bandel hatte die Errichtung des Denkmals zu seinem Lebenswerk gemacht, er starb kurz nach der Fertigstellung im Jahr 1875. Das Hermannsdenkmal erinnert an den Cheruskerfürsten Arminius und die Schlacht im Teutoburger Wald. Insofern scheint es richtig zu stehen, jedoch wurde der Teutoburger Wald nach der Schlacht benannt, nicht umgekehrt, weil man dort in der Neuzeit den Ort der Schlacht vermutete. Wo die Schlacht im Teutoburger Wald aber wirklich stattfand, ist bis heute umstritten.

Seit der Wiedervereinigung hat das Hermannsdenkmal ausweislich der Besucherzahlen etwas an Bedeutung als Pilgerstätte des deutschen Patriotismus und Touristenziel verloren, es spielt jedoch im westfälischen, insbesondere ostwestfälischen Lokalpatriotismus bis heute als Symbol für Widerstandsgeist und Sturköpfigkeit eine Rolle. Sogar die Grünen haben im Landtagswahlkampf damit geworben, während es ganz Linke außerhalb Westfalens am liebsten sprengen würden.

Bei meinem Besuch erklärte eine Französin als Fremdenführerin die Umstände des Denkmalbaus, was nicht ohne Komik ist, da das Denkmal auch eine antifranzösische Deutungsrichtung hat.

http://www.hermannsdenkmal.de/

AfD und kein Ende

Oktober 20, 2017

Trotz Austritten und Abspaltungen kann von einem Ende der AfD keine Rede sein, denn es treten mehr Leute in diese Partei ein, als sie verlassen, wusste der FAZ-Journalist und AfD-Experte Justus Bender auf einer Podiumsdiskussion in der Villa ten Hompel zu berichten. Insbesondere auch „Die blaue Partei“ der ausgeschiedenen Parteivorsitzenden Frauke Petry habe keine Chance und sei ein wenig durchdachtes Vorhaben mit noch geringerem Rückhalt als die Lucke-Abspaltung LKR(früher Alfa).

Justus Bender

Justus Bender (links) diskutierte mit Michael Sturm vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Münster (mobim)

„Nervös“ mache ihn die immer weiter voranschreitende Radikalisierung der AfD. Während die gemäßigten Kräfte um Bernd Lucke und Petry gingen, bleiben die Radikalen um Björn Höcke, der gegen Liberalismus und Pluralismus hetzte,  und ziehen immer weitere Sympathisanten und Anhänger dieser Richtung in die Partei, so Bender. Inhaltlich macht Bender die Radikalisierung der AfD am Umgang mit dem Islam fest. Habe Lucke noch ein differenziertes Bild des Islam gepflegt, bezeichne es der heimliche Parteichef Alexander Gauland heute als Konsens innerhalb der Partei, dass der Islam keine Religion sei. Da drohe die Beobachtung durch den Verfassungsschutz. Andererseits hofft Bender, dass der zivilisierte Diskurs im Bundestag statt Straßenkundgebungen die AfD künftig mäßigen könnte. Die AfD-Fraktion im Bundestag gehe jedenfalls mit großem Ernst an ihre Arbeit.

Vor allem aus der CSU kommt derzeit die Forderung, die rechte Flanke müsse geschlossen werden, um der AfD zu begegnen. Hier sieht Bender wenig Hoffnung, da AfD-Wähler die CDU und Merkel für ihr Verhalten in der Euro- und Flüchtlingskrise regelrecht „bestrafen“ wollten und einen Rechtsruck von CDU/CSU als Bestätigung ihres Urteils ansehen würden. Auch ein „Rundmachen“ von AfD-Politikern in Talk-Shows schade der AfD nicht, da sich ihre Anhänger dann in ihrer Ungerechtigkeitserfahrung bestätigt sähen. Die AfD biete mittlerweile eine „Generationenerfahrung“ ähnlich dem Rechtsradikalismus in den 1990er Jahren, an die sein Mitdiskutant Michael Sturm (mobim) erinnerte, und werde daher überdauern, auch wenn die politischen Probleme gelöst sind, die ihr ursprünglich Auftrieb gebracht haben.

Lektürehinweis: Justus Bender,Was will die AfD?, Pantheon Verlag, München 2017