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Regensburg as a Base for Seven City Trips

August 17, 2023

Regensburg, situated in the heart of Bavaria, offers an excellent starting point to explore captivating cities within the Free State. The destinations listed here can all be reached within a convenient one to two-hour drive or train ride from Regensburg. Whether you’re an enthusiast of history, a lover of culture, or simply curious to discover new horizons, here are seven exciting city trips you can embark on from Regensburg:

1. Nuremberg – Regensburg’s Rival

Nuremberg, a city that surpassed Regensburg in prominence during the Middle Ages, is an absolute must-visit. Explore the medieval old town with its mighty fortifications, where cobblestone streets lead to the renowned Nuremberg Imperial Castle and charming market square. Immerse yourself in history at the Documentation Center Nazi Party Rally Grounds or the Germanisches Nationalmuseum. Close to the train station, you’ll also find the fascinating Museum of Art and Design, and near the castle, the Dürer House.

2. Munich – The World City with Heart

Bavaria’s capital, Munich, offers the perfect blend of tradition and modernity. Stroll through the English Garden, appreciate the harmony of nature and architecture at Nymphenburg Palace, and experience the vibrant atmosphere of Viktualienmarkt. Don’t miss Munich’s world-renowned museums, including the Alte Pinakothek and the Deutsches Museum. Taking a break at one of Munich’s beer gardens is highly recommended.

Nymphenburg Castle offers nature and architecture in one.

3. Passau – City of Three Rivers

Explore the enchanting old town of Passau, known as the „City of Three Rivers.“ Climb up to Veste Oberhaus, visit the breathtaking St. Stephen’s Cathedral, and take a leisurely walk along the river promenade. Enjoy a boat tour through the „Bavarian Venice“ to witness the unique spectacle where the Danube, Inn, and Ilz rivers converge.

4. Ingolstadt – Army and Automobiles

Ingolstadt impresses with its fortifications and historical significance. Explore the comprehensive Bavarian Army Museum within the historic Neues Schloss (New Castle), and learn about the city’s connection to the automobile industry at the Audi Museum. Take a stroll along the medieval city walls for a panoramic view.

5. Bayreuth – City of Music

The city of Bayreuth is renowned for its musical history, particularly the annual Richard Wagner Festival. Roam through the expansive parks surrounding local Hohenzollern castles. Explore the Richard Wagner Museum and the splendid Margravial Opera House, a UNESCO World Heritage Site. Immerse yourself in the world of music and culture.

A sculpture of Markgravine Wilhelmine (1709-1758), who initiated the Opera House of Bayreuth.

6. Augsburg – Trade and Transformation

Similar to Regensburg, Augsburg boasts a rich history dating back to Roman times. As a prominent trading city, it gained fame through the Fuggers and Welsers. Admire the Fuggerei, the world’s oldest social housing complex, and explore Augsburg’s Town Hall with its Golden Hall. The Augsburg Puppet Theater Museum is a unique attraction for both adults and children alike.

7. Landshut – Seat of Dukes

Take a leisurely stroll through Landshut’s old town streets to the city residence, the first Renaissance palace north of the Alps, or to the St. Martin’s Church. Visit the mighty Trausnitz Castle with its art and curiosities chamber. Until the early 16th century, it served as the seat of the Dukes of Lower Bavaria.

These seven city trips from Regensburg enable you to experience a diverse array of historical, cultural, and architectural wonders of Bavaria within a short distance. Whether you’re seeking history, art, or simply a change of scenery, these destinations promise enriching experiences that will complement your time in Regensburg and shape your perception of Bavaria. Some offer more bustle as Regensburg, some less. As evident from this and the preceding posts, you could easily spend an entire vacation in Regensburg and Bavaria.

Regensburg als Basis für sieben Städtetrips

August 17, 2023

Regensburg, in der Mitte Bayerns gelegen, bietet eine fantastische Basis, um sehenswerte Städte des Freistaats zu erkunden. Die hier aufgeführten sind innerhalb von bequemen ein bis zwei Stunden mit dem Auto oder Zug zu erreichen. Egal, ob Sie geschichtsbegeistert, Kulturliebhaber oder einfach nur neugierig auf neue Horizonte sind, hier sind sieben aufregende Städtetrips, die Sie von Regensburg aus unternehmen können:

1. Nürnberg – Regensburgs Rivale

Nürnberg lief im Laufe des Mittelalters Regensburg den Rang ab und ist eine Stadt, die Sie unbedingt besuchen sollten. Erkunden Sie die mittelalterliche Altstadt mit ihren mächtigen Befestigungsanlagen, wo Kopfsteinpflasterstraßen zur berühmten Nürnberger Kaiserburg und zum charmanten Marktplatz führen. Tauchen Sie in die Geschichte ein im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände oder im Germanischen Nationalmuseum. Unweit des Bahnhofs befindet sich auch das sehenswerte Museum für Kunst und Design, nahe der Burg das Dürer-Haus.

Am Hauptbahnhof von Nürnberg begrüßt den Reisenden der mächtige Frauentorturm.

2. München – die Weltstadt mit Herz

Die bayerische Landeshauptstadt München bietet die perfekte Mischung aus Tradition und Moderne. Spazieren Sie durch den Englischen Garten, genießen Sie das Zusammenspiel von Natur und Architektur in den Anlagen des Schlosses Nymphenburg und erleben Sie das geschäftige Treiben am Viktualienmarkt. Verpassen Sie nicht Münchens weltberühmte Museen, darunter die Alte Pinakothek und das Deutsche Museum. Eine Rast in einem der Münchner Biergärten ist sehr zu empfehlen.

3. Passau – Stadt der drei Flüsse

Erkunden Sie die bezaubernde Altstadt der Drei-Flüsse-Stadt Passau, steigen Sie zur Veste Oberhaus hinauf, besuchen Sie den atemberaubenden Stephansdom und schlendern der Flusspromenade entlang. Genießen Sie eine Stadtrundfahrt mit dem Schiff durch das „bayerische Venedig“, um das einzigartige Schauspiel des Ortes zu erleben, an dem Donau, Inn und Ilz aufeinandertreffen.

4. Ingolstadt – Armee und Automobil

Ingolstadt beeindruckt mit seinen Befestigungsanlagen und gibt Einblick in die Geschichte. Erkunden Sie das militärgeschichtlich umfassende Bayerische Armeemuseum im historischen Neuen Schloss und erfahren Sie im Audi Museum mehr über die Verbindung der Stadt zur Automobilindustrie. Spazieren Sie entlang der mittelalterlichen Stadtmauern für einen Panoramablick.

5. Bayreuth – Stadt der Musik

Die Stadt Bayreuth ist für ihre Verbindung zur Musikgeschichte bekannt, insbesondere für die jährlichen Richard-Wagner-Festspiele. Schweifen Sie durch die weitläufigen Parkanlagen, die die örtlichen Hohenzollern-Schlösser umgeben. Erkunden Sie das Richard-Wagner-Museum und das prachtvolle Markgräfliche Opernhaus, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Tauchen Sie in die Welt der Musik und Kultur ein.

6. Augsburg – Handel und Wandel

Augsburg kann wie Regensburg auf eine reiche Geschichte bis zur Römerzeit zurückblicken, insbesondere als Handelsstadt hat sie sich mit den Fuggern und Welsern einen Namen gemacht. Bestaunen Sie die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt, und erkunden Sie das Augsburger Rathaus mit seinem Goldenen Saal. Das Augsburger Puppentheatermuseum ist eine einzigartige Attraktion für Erwachsene und Kinder gleichermaßen.

7. Landshut – Sitz der Herzöge

Machen einen gemütlichen Spaziergang durch die Altstadtstraßen von Landshut zur Stadtresidenz, dem ersten Renaissancepalast nördlich der Alpen, oder zur Martinskirche und besuchen Sie die mächtige Landshuter Burg Trausnitz mit ihrer Kunst- und Wunderkammer. Bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts war sie Sitz der Herzöge von Niederbayern.

Diese sieben Städtetrips von Regensburg aus ermöglichen Ihnen, eine vielfältige Palette an historischen, kulturellen und architektonischen Wundern Bayerns in nur kurzer Entfernung zu erleben. Egal, ob Sie Geschichte, Kunst oder einfach nur eine Veränderung der Umgebung suchen, diese Reiseziele versprechen bereichernde Erlebnisse, die Ihre Zeit in Regensburg und Ihr Bild von Bayern ergänzen werden. Manche bieten mehr, manche weniger Trubel wie Regensburg. Wie man in diesem und den vorangegangen Beiträgen sieht, kann man in Regensburg spielend einen ganzen Urlaub verbringen.

Blick vom Maximilianeum, dem bayerischen Landtag, auf die Stadtsilhouette Münchens.

Ziemlich beste Freunde zoffen sich

Juni 25, 2023
V.l.: Prof. Klaus Josef Lutz, Caro Matzko, Prof’in Gabi Dreo, Wolfgang Heubisch, Prof’in Eugénia da Conceição-Heldt, Prof. Stephan Bierling. Foto: Team Heubisch.

Der Vizepräsident des bayerischen Landtags, Dr. Wolfgang Heubisch (FDP) hatte zu einer hochkarätigen Podiumsdiskussion in den Senatssaal des Maximilianeums geladen, die sich überaus kontrovers entwickelte – bezeichnenderweise unter der etwas erratischen und vieldeutigen Überschrift „Ziemlich beste Freunde“, unter der der Ukrainekrieg, die „Zeitenwende“ und das Verhältnis Deutschlands zu den USA und China beleuchtet werden sollten. Unterschiedliche Sichtweisen von Politikwissenschaft und Wirtschaft prallten aufeinander, begleitet von einem Nebengefecht zwischen Moderatorin Caro Matzko und Professor Klaus Josef Lutz (IHK) um Feminismus.

Der erste Kontroverse entspann sich zwischen Politikwissenschaftler Stephan Bierling und Lutz um die Bewertung des vermeintlichen Umsturzversuchs das Söldnerführers Jewgeni Prigoschin. Lutz meldete Zweifel an, dass nach einem Sturz Putins „ein Netterer“ an die Macht käme, „es kann noch schlimmer kommen“, so seine Befürchtung. Ziel Prigoschins sei aber gar nicht Putin gewesen, sondern die zweite Ebene, die als unfähig betrachtete Generalität. Bierling hingegen meinte, Putin sei schon das Schlimmste, was dem Westen passieren konnte. Instabilität in Russland sei daher positiv zu sehen. Wenn Putin die Kontrolle über Teile seiner Armee verliere, sei das gut für die Offensive der Ukraine.

Professorin Gabi Dreo (Universität der Bundeswehr) stellte bei Ihrer Analyse in den Vordergrund, dass unsere Gegenwart von starker Dynamik geprägt sei, die schnelles Handeln verlange. Die Covid-Pandemie habe wenigstens die Digitalisierung vorangebracht. Interessantes Fachwissen konnte sie hinsichtlich der enormen Zahl von Cyberangriffen beisteuern, die etwa Länder wie Taiwan, aber auch viele Unternehmen ausgesetzt sind. Politikwissenschaftlerin Eugénia da Conceição-Heldt wollte die gegenwärtige Lage nicht wie viele andere als „Krise“ oder „Polykrise“ benennen, sondern als „Disruption“. Die „Zeitenwende“ bedeute, dass Deutschland mehr Verantwortung übernehmen und durch eine nationale Sicherheitsstrategie resilienter und nachhaltiger werden solle.

Bierling sieht die Liberale Internationale Ordnung (LIO) unter Beschuss, durch Russland im wahrsten Sinne des Wortes, und eher im ökonomischen Sinne durch China. Die USA führten einen Abwehrkampf, um die LIO zu beschützen. Dem widersprach da Conceição-Heldt: China sei nicht an der Zerstörung der LIO interessiert, weil es auf Stabilität angewiesen sei. Die USA versuchten, den Aufstieg China aufzuhalten. Europa müsse in dieser Situation vermeiden, zwischen die Fronten zu geraten. Das wollte wiederum Bierling nicht so stehenlassen. Äquidistanz zu den USA und China sei fatal, man müsse sich an den USA orientieren. China würde uns bei einer Annäherung zu sehr dominieren, wie man etwa schon im Umgang mit dem Dalai Lama sehe. China verstehe nur „die Sprache der Macht und des klaren Worts“. Daher gefallen Bierling die Auftritte von Außenministerin Annalena Baerbock gegenüber den Chinesen sehr gut.
Das stand klar im Widerspruch zur Position der Wirtschaft, die von Lutz vertreten wurde. Dieser wies auf die enormen wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnisse, die mittlerweile gegenüber China bestünden, hin. Er forderte in der allgemein kritischen Situation „Leadership“ von der politischen Führung ein, aber diplomatischeres Verhalten von Baerbock, die die Chinesen mit „feministischer Außenpolitik“ nerve.
Dies interpretierte Moderatorin Matzko scharf missbilligend als Angriff auf den Feminismus überhaupt, wobei sie anscheinend nicht wusste, dass Baerbock ihre Außenpolitik selbst als feministisch bezeichnet. Bierling machte gegenüber Lutz geltend, dass die Führung in der Politik auch die Wirtschaft in Schach halten müsse, die uns in all diese verhängnisvollen Abhängigkeiten gebracht habe.

Man sieht, die Diskussion war von starken Kontroversen geprägt, die auch nicht aufgelöst werden konnten, und die man bei einem Aufeinandertreffen von Professorinnen und Professoren so nicht erwartet hätte. Sie spiegelt letztlich den Richtungsstreit, der sich in Deutschland angesichts einer sich rapide wandelnden Weltlage entwickelt hat, die immer wieder hochdramatisch wird.

Nymphenburg: Natur und Schloss

Juni 11, 2022
Mit 623 Metern Nord-Süd-Achse ist Schloss Nymphenburg breiter als Versailles.

Barocke Pracht, die berühmte Schönheitengalerie mit Lola Montez und viel Parklandschaft bietet das Schloss Nymphenburg, die Sommerresidenz der Wittelsbacher. Einst auf dem Land gelegen, eröffnet die weitflächige, 229 Hektar große Anlage nun inmitten einer Millionenmetropole Naturidylle für Städter, selbst frei herumlaufende Rehe sind dort neben zutraulichen Enten und Gänsen zu sehen. Im Park selbst können mit gesonderter Eintrittskarte verschiedene als „Parkburgen“ bezeichnete Kleinstschlösser wie die Pagodenburg oder die Badenburg mit einer Art frühem Swimming Pool besichtigt werden. So eine Sommerresidenz war eine kleine Stadt, in der wie in einer Gated Community die Hofgesellschaft für sich lebte. Der Chef des Hauses Wittelsbach lebt heute noch in einem eigenen Wohnbereich im Schloss. Der Park ist frei zugänglich und wird nur nachts geschlossen. Der deutschsprachige Audioguide (kostenpflichtig) bietet wenig Mehrwert gegenüber den Infotafeln im Schloss. Neben Schloss und Park kann auch der Marstall und ein Porzellanmuseum besichtigt werden.

Aus dem Archiv: Gauweiler und Lafontaine – politische Außenseiter wettern am Nockherberg

November 22, 2012

Dieser Beitrag erschien erstmalig am 11.8.2009 auf ZEIT ONLINE.  Peter Gauweiler hatte Oskar Lafontaine zu einer Kontroverse um Deutschlands Zukunft nach München eingeladen – und der kam am heutigen Abend auch in die „schwarze Höhle des Löwen“, wie Gauweiler den Paulaner am Nockherberg bezeichnete: „Es ist eine Freude und eine Ehre, dass Lafontaine zu uns nach München gekommen ist!“ Beide haben erfolgreich gegen den Vertrag von Lissabon geklagt, und beide sind dem deutschen Gaullismus zuzurechnen, was sich in ihrer Ablehnung des Afghanistan- und Irakkrieges niederschlägt. Gauweiler mit seiner gefestigten Außenseiterposition konnte es also wagen, die Linkspartei auch für CSU-Anhänger, die kaum zwieträchtig neben Anhängern der Linkspartei Platz genommen hatten,  für eine „Wahlkampfdiskussion der anderen Art“ biersaalfähig zu machen. Neben Lafontaine und Gauweiler hatte sich als stummer Ehrengast noch eine weitere Parteidissidentin eingefunden: Hildegard Hamm-Brücher.

Lafontaine und Gauweiler nahmen in gebührendem Abstand voneinander Platz und versuchten auch Gegenpositionen zu beziehen, es hörte sich aber oft so an, als würden sie die gleichen mit unterschiedlichen Schlagwörtern vertreten. So lehnt Lafontaine den Begriff der „humanitären Intervention“ insbesondere im Bezug auf den Afghanistankrieg ab, während Gauweiler ihn im Bezug auf Geiselbefreiungen im Ausland verteidigt. Lafontaine griff die Parteispenden an, Gauweiler hingegen die staatliche Parteienfinanzierung.  Wirtschaftspolitisch eint sie die Sprache des Zorns, der ihnen den Beifall im Saal sichert: Gauweiler will die Banken mit Law-Order-Politik angehen, aber die Steuern senken, Lafontaine gleich die Eigentumsfrage mit Umverteilungspolitik noch ganz anders beantworten: „Eigentum für alle!“ Lafontaine will die Deregulierung des Kapitalverkehrs rückgängig machen – „Dann haben wir Ordnung in Deutschland!“ Gauweiler wetterte gegen angelsächsisches Denken und reinen „Shareholder Value“, gefragt seien statt des Managertypus wieder Familienunternehmer und Verantwortungseigentum, Lafontaine will die betrieblichen Mitarbeiter mehr am Unternehmenserfolg beteiligen. Die „neoliberale Forderung“ nach einer Abgeltungssteuer von 25 % auf Kapital sei „eine verruchte Diskreditierung der Arbeit“. Der Saal tobt. Einige wenige verlassen die raren Sitzplätze im prall gefüllten Paulaner-Saal jedoch vorzeitig, so wirken angewidert vom Populismus. Gauweiler möchte die Atomkraft als Energielieferant überwinden, wenn eine Alternative vorhanden ist, Lafontaine hält die fossilen Brennstoffe schon jetzt für eine taugliche Alternative. Nachdem Lafontaine zuvor schon dagegen polemisiert hatte, dass die Politiker Befehlsempfänger des Kapitals seien, fragt man sich natürlich, ob Lafontaine hier für irgendjemanden im Sold steht. Diese Frage versäumte Gauweiler zu stellen, konterte aber immerhin den Anwurf gegen die Parteispenden mit Hinweis auf das SED-Vermögen der Linkspartei, was Lafontaine natürlich zurückwies.

Beide Politiker hielten sich ansonsten mit parteipolitischen Angriffen auf die jeweilige Gegenseite zurück, von persönlichen Angriffen ganz zu schweigen, eher spielten sie sich gegenseitig die Bälle zu und gaben sich versöhnlich. Sowohl die Linke, als auch die CSU sind Regionalparteien, die Linke im Osten, die CSU in Bayern, insofern bestehen hier Spielräume, weil sie nicht um die selben Bastionen konkurrieren. Lafontaine kehrte seine katholische Erziehung heraus. Gauweiler unterstrich die gemeinsame Gegnerschaft gegenüber den wirtschaftspolitischen Reformen der Schröder-Ära und gegen die Außenpolitik Georg W. Bushs. Beide unterließen es, düstere Zukunftsvisionen zu zeichnen: Lafontaine verteidigte, wie man es von einem Linken erwartet, das utopische Denken. Gauweiler hält das Land nach Wiedervereinigung und EU-Osterweiterung von einer Erfolgsdepression gefangen: Man habe neue Möglichkeiten wie nach 1492, der Entdeckung Amerikas. Feinde für Europa in der übrigen Welt wollen beide nicht erkennen. Gauweiler scheint noch gemäßigter, weil er die Freundschaft mit den USA nicht bedenkenlos auf dem Altar des Pazifismus opfern möchte, während Lafontaine darauf hinwies, dass das Öl im nahen Osten nicht den USA gehöre und keine Kriege rechtfertige.

Peter Gauweiler meinte zum Schluss: Die Linke und die Rechte dürften sich nicht als Feinde verstehen, sondern als gegenseitige Ergänzung. Eine unfreiwilliger Versprecher Lafontaines, als er den schwarzen Peter als „Gauleiter“ anredetete, konnte die Harmonie von rotem Yin und schwarzem Yang kaum trüben.

Waren das nur hoffungslose Außenseiter, die sich mit dieser Veranstaltung gegenseitig Aufmerksamkeit verschafften, oder braut sich hier was zusammen in Deutschland?

Tempel, Ausgrabungen, Museen – Reisebilder aus Ostbayern II

Oktober 20, 2012
Reise durch Ostbayern II