Posts Tagged ‘Röthenbach’

Röthenbach: Ein verfallendes Freilandmuseum

August 24, 2022
Röthenbach: Verfall wirtschaftsgeschichtlicher Denkmäler, hier der Brauerei, inmitten einer Naturidylle.

Ich habe ja hier schon viel zu meinem einstigen Heimatort Röthenbach i.d. Oberpfalz geschrieben. Nun jährt sich der Teileinsturz des dortigen Hammerschlosses, das über 200 Jahre bis 2007 im Besitz meiner Familie war, zum zehnten Male. Seitdem wird das herrschaftliche Gebäude durch eine ungewöhnliche Holzkonstruktion gestützt und durch einen Eisenring zusammengehalten. Der seinerzeitige Investor, der Hotelier und Abrissunternehmer Raymond Grassick, war durch den Einsturz, der ihn fast das Leben kostete, traumatisiert, verzettelte sich in Rechtsstreitigkeiten und veräußerte das Anwesen wieder weiter. In seinem jetzigen Zustand ist das Anwesen in der Tat nichts mehr zum „Selber-Herrichten“ für Amateure.

Viele Menschen, nicht nur ich, haben sich wohl schon den Kopf zerbrochen, was aus dem alten Röthenbacher Ortskern, der im wesentlichen aus dem Ende der 1960er Jahre stillgelegten Gutshof mit Nebengebäuden und Arbeiterhäusern besteht, noch anderes werden könnte als eine Denkmalschutz-Dystopie und einer der größten und traurigsten Lost Places Bayerns. Einem Bericht im Onetz ist zu entnehmen, dass der bayerische Staat mittlerweile eine Task Force zur Rettung Alt-Röthenbachs gebildet hat und es gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen dem derzeitigen Eigentümer großer Teile des „Geisterdorfs“, der BAUART GmbH, und der Denkmalschutzbehörde gibt. Das spricht nicht für Aufbruchsstimmung. Offenbar hat die Coronakrise dem Investor aus Amberg, der den Gutshof 2018 erwarb und an sich ein Profi in der Sanierung denkmalgeschützter Gebäude ist, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ende des Jahres soll vielleicht mehr in Erfahrung zu bringen sein, lässt das schweigsame Unternehmen gegenüber der Presse verlauten. Derweil verfallen die denkmalgeschützten Gebäude weiter vor sich hin, insbesondere das hintere Dach der Alten Brauerei ist eingestürzt, regelrecht heruntergefegt worden, das Brauerei-Inventar ist der Witterung schutzlos ausgeliefert.

Der alte Röthenbacher Ortskern jenseits der modernen Eigenheimsiedlung am Mühlberg ist eigentlich ein verfallendes authentisches Freilandmuseum mit unterschiedlichen Zeugnissen historischer Betriebsformen, es sind insgesamt zu nennen: ein Glasarbeiterhaus, ein ehemaliges Glaspolierwerk, Reste eines Hammerwerks, große Zentralstallungen (Ökonomiegebäude), eine Scheune, Reste einer Spiritusbrennerei und eines Schlachthauses, Ruinenreste einer Mühle, das Brauereigebäude von 1843 und eben das barocke Schloss von 1678 mit Schlosskapelle, das auf archäologischen Resten von Vorgängerbauten errichtet wurde. Zu Alt-Röthenbach gehören auch das alte Gasthaus Bauer und die zum Wohnhaus umgebaute ehemalige Glasschleife etwas abseits.

Könnte man einige Gebäude retten, indem man sie abträgt und in einem Freilandmuseum wieder aufbaut? Das wäre unvereinbar mit dem Gedanken des Ensembleschutzes.

Abgesehen vom recht kompakten, traumhaft in einem verwilderten Park gelegenen Schloss, das man als gehobenes Wohnhaus oder Veranstaltungskulisse durchaus wieder nutzen könnte, waren Weiternutzungskonzepte für die übrigen aus der Zeit gefallenen Industrie- und Landwirtschaftsgebäude Röthenbachs stets großen Bedenken ausgesetzt. Wer will schon in einen Ortsteil ziehen, in dem alles verfällt? Wer will aufs Land ziehen, um in einem Arbeiterhaus zu wohnen? Wie soll man in einer derart entlegenen Gegend rentabel eine Gastronomie aufziehen? Wer braucht Stallungen für Ländereien, die schon vor Jahrzehnten an den Staatsforst veräußert wurden? Es müsste ein Konzept aus einem Guss für das ganze Areal her, um Röthenbach durch konzertierten Abriss und Sanierung von Gebäuden von jeglichem Schandfleck-Geruch zu befreien. Grundsätzlich kommen zwei in einem Spannungsverhältnis stehende Nutzungskonzepte für den Gutshof in Frage: Ruhe oder Remmidemmi – Wohnsitz für eine vermögende Person mit oder ohne Familie oder etwa eine gastronomische Nutzung mit Schlossgaststätte, Heimatmuseum, Tourismus mit Ferienwohnungen, Veranstaltungen wie Hochzeiten, Märkten, Konzerten, Festivals. Ideen lassen sich genug generieren, auch gewerbliche Wiederbelebung war schon angedacht worden. In meiner Jugend, als der Verfall noch nicht so weit fortgeschritten war, zogen die alten Gebäude auch Künstler an, vor allem Musiker, um dort zu proben, und eine regionale Partyszene.

Ich habe über 10 Jahre den Verfall des Ortsteils auch fotografisch nachgezeichnet. Auffallend ist, dass die Gebäude nicht nur teilweise einzustürzen beginnen, sondern auch von der Natur so umwuchert werden, dass sie gar nicht mehr sichtbar sind, als wollten Bäume und Sträucher einen gnädigen Schleier über die entstellten Gemäuer ziehen. Mancher Beobachter fühlt sich an das Märchen von Dornröschen erinnert, dessen Schlaf von der Natur gesichert wird: Allerdings schlafen die alten Gebäude in Röthenbach nicht, sie sterben, und es schläft auch niemand in ihnen, tote Fenster starren einem entgegen. Verwunschen ist die Landschaft mit ihren endlosen Wäldern und dunklen Weihern und verträumt zugleich, unendlich ruhig und friedlich holt sie sich das aufgegebene Menschenwerk zurück.

Prost!

März 3, 2022
Bierglas der ehemaligen v. Grafenstein’schen Schlossbrauerei in Röthenbach (Oberpf), die bis Ende der 1960er Jahre in Betrieb war.

Hammerschloss Röthenbach – ein Dornröschenschloss im Holzkorsett

Februar 5, 2022

Hammerschloss Röthenbach, 2012, vor dem Teileinsturz.

Hammerschloss Röthenbach, 2012, nach dem Teileinsturz.

Hammerschloss Röthenbach, 2017, mit Holzkorsett.

Seit seinem Teileinsturz bei Drainagearbeiten am 16. Juli 2012 präsentiert sich das verwaiste Röthenbacher Hammerschloss in einem aufwändigen Holzkorsett und wird wie ein Dornröschenschloss zunehmend von der Natur umwuchert. Sicher würde es auch einigen Aufwand erfordern, die eingestürzte Westseite wieder hochzumauern und auch die das Schloss umgebenden Gutsgebäude zu sanieren. Wenigstens ist das idyllisch gelegene Hammerschloss aus dem Jahr 1678 gut gesichert und verriegelt, auch gegen Einbrecher, die nur zu ihrem eigenen Unheil in die Schlossruine einsteigen könnten. Einige kunstvolle Fassadenreste auf der Rückseite des Gebäudes weisen darauf hin, dass das alte Herrenhaus, das 2007 von meiner Mutter Christine von Grafenstein an den irischen Unternehmer Raymond Grassick verkauft wurde, einmal ein wahres Schmuckkästchen gewesen sein muss, Schätze enthält es jedoch nicht mehr.

Mehr Bilder aus dem verfallenden Ortskern von Röthenbach finden sich hier.

Barocke Rustikafassade auf der Rückseite des Schlosses

Geweihhalle im Hammerschloss Röthenbach

März 23, 2021
Geweihsammlung der Familie v. Grafenstein mit über 1400 Trophäen, geschossen in rund zwei Jahrhunderten, im Hammerschloss Röthenbach, vor 2007. Foto: Grafenstein

Röthenbach im Spiegel der Presse

April 27, 2016

Ehemalige Bewohner von Röthenbach behalten oft ihr ganzes Leben eine Bindung zu diesem abgelegenen Örtchen in der nördlichen Oberpfalz. Ich erlebte dies auf Heimattreffen mit Ex-Röthenbachern in Röthenbach als Kind, und spüre es auch jetzt selbst. Die Einwohnerzahl von Röthenbach hat sich einst nach Stillegung der Gutsbetriebe in den 1960er Jahren ungefähr halbiert, vor acht Jahren hat auch meine Familie den Ort verlassen. Was bleibt, ist die Erinnerung, die Geschichte und die schöne Natur des Orts, die jüngst auch das Interesse von Rangerinnen des Geoparks Bayern-Böhmen geweckt hat.

Im folgenden habe ich Zeitungsartikel der letzten Jahre über Röthenbach zusammengetragen, die eine kleine Chronik ergeben.  Aufgrund der sich überstürzenden Ereignisse ist wahrscheinlich in den letzten Jahren mehr über Röthenbach geschrieben worden, als während meiner ganzen beschaulichen Kindheit und Jugend, die ich dort verbrachte.

Röthenbach allgemein und Geschichte

29. 3. 2008, Chronik: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/roethenbach-vom-eisenhammer-zur-neuen-heimat-fuer-fluechtlinge-d29148.html

1.9. 2010, teilweise fehlerhafte Kurz-Chronik: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/1250-aus-der-geschichte-des-ortes-und-schlosses-d715350.html

11.6.2013, Austellung über die Ortsgeschichte erfreute sich lebhaften Interesses: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/ausstellung-der-freien-waehler-zur-roethenbacher-dorfgeschichte-stoesst-auf-enormes-von-gloserern-gutsherren-und-gasthaeusern-d76865.html

13. 8. 2013, Erneuerung der Straße nach Weiherhammer: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/strecke-zwischen-weiherhammer-und-roethenbach-kurz-vor-fertigstellung-im-eiltempo-drei-kilometer-saniert-d727605.html

1.2.2014, geführte Touren von Geoparkrangerinnen im Röthenbachtal http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/brandneue-touren-rund-um-kohlberg-geopark-in-der-planungsphase-erlebnisse-im-untergrund-d956436.html

2. 8. 2014, anekdotischer Bericht über die einstige Rablmühle, ehemals zum Gutsbesitz gehörend: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/rablmuehle-zwischen-weiherhammer-und-dem-kohlberger-ortsteil-roethenbach-seit-langem-geschichte-nur-die-erinnerung-bleibt-d960004.html

2. 5. 2015, 2. Weltkrieg in Röthenbach: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/der-feind-im-dorfe-d964891.html

2. 5. 2015, Kurz-Chronik:  http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/familie-von-grafenstein-ist-eng-mit-roethenbach-verbunden-d965343.html

1.6.2015, Freilegung der Reste der Rablmühle: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/biotopverbund-im-roethenbachtal-d965352.html

5. 6. 2015, Kurzer Bericht über das „neue“ Röthenbach, die Eigenheimsiedlung am Mühlberg: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/kohlberg-roethenbach-zwei-gesichter-eines-dorfes-d136594.html

15.11.2019, auf Bürgerversammlung wird das traurige Erscheinungsbild von Teilen des Ortes durch Verfall und Verwilderung beklagt, das „Langhaus“ könne laut Bürgermeister Rudolf Götz abgerissen werden, ohne dass der Denkmalschutz einschreiten würde. https://www.onetz.de/oberpfalz/kohlberg/langhaus-schloss-verfallen-id2899059.html 

24.4.2021, Bericht über das Leben der Glasmacher im einstigen Glashüttenstandort Röthenbach. https://www.onetz.de/sites/default/files/flipbook/insert/3219512/20210423ambk_S8.pdf

9.6.2021, Bericht über Glasmacher-Sagen aus Röthenbach. https://www.onetz.de/oberpfalz/roethenbach-kohlberg/spiegelglas-geschichten-entstehen-id3251212.html 

 

Hammerschloss: Verkauf, Sanierung und Einsturz

31. 3. 2008, Verkauf an Raymond Grassick: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/familie-von-grafenstein-verkauft-stattlichen-besitz-an-kathrin-und-raymond-grassick-neue-schlossherren-in-roethenbach-d29149.html

14. 6. 2008, Interview mit Christine von Grafenstein: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/christine-von-grafenstein-trennt-sich-leichten-herzens-von-schloss-roethenbach-und-nimmt-sich-es-ist-wie-wenn-eine-last-von-mir-faellt-d1452610.html

31. 12. 2008, Grillen zum Einstand der neuen Schlossbesitzer: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/raymond-und-kathrin-grassick-laden-dorfgemeinschaft-ins-roethenbacher-schloss-ein-neue-nachbarn-sagen-hallo-d1148858.html

24.12.2009, Grassicks laden ein: https://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/kathrin-und-raymond-grassick-laden-in-ihr-anwesen-ein-schloss-und-ort-ruecken-zusammen-d924414.html

31.8. 2010, Erneuerung des Daches: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/archiv/um-dornroeschens-vertraeumtes-anwesen-in-roethenbach-zu-wecken-braucht-es-viel-engagement-das-schloss-ist-unser-hobby-d51599.html

16.7. 2012, Teileinsturz: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/verkettung-ungluecklicher-umstaende-zukunft-des-dreigeschossigen-gebaeudes-ungewiss-roethenbacher-schloss-eingestuerzt-d944963.html

19. 7. 2012, Notsicherung: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/-und-eine-schnelle-notsicherung-des-roethenbacher-schlosses-mauerwerk-gibt-nach-denkmalpfleger-vertrauen-auf-gott-d945053.html

19. 9. 2012, Notsicherung mit Betonwanne angedacht: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/renovierung-von-schloss-roethenbach-schwieriger-als-erwartet-finanzierung-unklar-immer-neue-risse-d946165.html

19.10.2012, Bauruine muss vor Einbruch des Winters winterfest gemacht werden: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/ehepaar-grassick-wartet-auf-gruenes-licht-um-schloss-roethenbach-winterfest-machen-zu-duerfen-uns-laeuft-die-zeit-davon-d76352.html

25.5.2013, Alles neu macht der Mai? https://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/das-erheblich-beschaedigte-roethenbacher-schloss-daemmert-vor-sich-hin-kapelle-gesperrt-winterschlaf-im-fruehling-d726714.html

19. 7. 2014, „Flohmarkt“ auf dem Gutshof, Rechtsstreitigkeit um Verschulden des Einsturzes: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/schlossherr-versucht-mit-flohmarkt-anwaltskosten-zu-decken-barockes-gut-ein-millionengrab-biggest-rausverkauf-in-roethenbach-d959442.html

30.5.2015, Bericht über vergangene Nutzungsideen als Wellnesshotel, Wiederbelebung der Brauerei oder Veranstaltungsort für Seminare, Hammerschloss steht wieder zum Verkauf: http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/lokales/kein-happy-end-fuer-schloss-d965337.html

18. 3. 2016, Schutz der Waldkapelle am Rande des Schlossparks vor Veräußerung nach Tschechien, Verkauf des Schlossparks an den Staatsforst: http://www.onetz.de/kohlberg/vermischtes/marktratssitzung-kohlberg-keine-grenzwanderung-d1567170.html

8.11.2017, neues Konzept für die Sanierung historischer Gebäude, eine Stiftung bringt Hoffnung auch für Röthenbach: https://www.onetz.de/kreis-neustadt-wn/kultur/neues-konzept-fuer-sanierung-historischer-gebaeude-stiftung-bringt-hoffnung-d1792997.html

18.10.2018, in der Printausgabe des „Neuen Tags“ wird unter der Überschrift „Amberger Bauart GmbH erwirbt das Röthenbacher Schloss“ vom abermaligen Verkauf von Röthenbach berichtet. Der Geschäftsführer der Bauart GmbH, Wolfram Buegger, kündigte eine „denkmalverträgliche Sanierung mit Fingerspitzengefühl“ an, ohne allerdings konkret zu werden.

12.8.2022. Die Lokalzeitung berichtet, dass zehn Jahre nach dem Teileinsturz nicht absehbar sei, wie es mit dem Areal weitergehen solle. Die neuen Eigentümer reagieren nicht auf Presseanfragen: https://www.onetz.de/oberpfalz/roethenbach-kohlberg/zehn-jahre-teil-einsturz-raetselraten-um-schloss-roethenbach-id3676584.html

 

Die Röthenbach-Chronik des Lehrers Anton Meindl

Mai 10, 2014

Die Geschichte meines Heimatortes Röthenbach bei Kohlberg, die der ehemalige Lehrer Anton Meindl(1895-1984) aufgeschrieben hat, ist mittlerweile im Internet veröffentlicht. Die Aufzeichnungen bieten ein reiches sozial- und wirtschaftsgeschichtliches Panoptikum:

 

http://www.köhlersiedlung-imb.info/anton_meindl_chronik.pdf

Hammerschloss Röthenbach auf alten Bildern

Juli 28, 2012

Hammerschloss Röthenbach

Das Hammerschloss in Röthenbach. Fotografie und Postkarte. Aufnahme oben wohl 2. Hälfte 19. Jahrhundert, vor dem Umbau. Hinter dem Rundfenster rechts neben dem Eingang wurde Roheisen aus dem Hammerwerk gelagert. Das große Walmdach ist mit Fledermausgauben besetzt. Rechts schiebt sich die Brannweinbrennerei des Guts in Bild. Ganz links die Brauerei. Typisch für ein Hammerschloss befindet sich links vom Eingang die angebaute Schlosskapelle. Weitere Fotos und Besprechung hier:

Hammerschloss Röthenbach

Hammerschloss in Röthenbach eingestürzt

Juli 17, 2012

Das eingestürzte Hammerschloss in Röthenbach

Quelle: THW Weiden

Das bis 2007 im Besitz meiner Familie befindliche barocke Hammerschloss in meinem Heimatort Röthenbach bei Kohlberg ist teilweise eingestürzt.

Unmittelbare Auslöser waren Erdarbeiten in 1,40 m Tiefe des neuen Eigentümers Raymond Grassick direkt neben der Fassade. Seit einiger Zeit werden Entwässerungsarbeiten auf dem Grundstück zur Auffüllung eines Weihers durchgeführt, die mich bedenklich stimmten. Architekten bestätigten mir jetzt auf Nachfrage,  dass auch der Entzug von Wasser aus dem Boden eines Geländes die Statik darauf stehender Gebäude gefährden kann (sog. Grundbruch).

Mutmaßlich aufgrund der Schießübungen am nahegelegenen Truppenübungsplatz Grafenwöhr wies das Schloss schon seit langer Zeit durch den Denkmalschutz dokumentierte Risse im Mauerwerk auf.  Die Vorgänger-Dachkonstruktion war als zu schwer eingeschätzt worden und unter der Ägide des Denkmalschutzes durch eine neue ersetzt worden, die trotz zusätzlicher Dachgauben das Gebäude weniger belasten sollte. In Folge von Restaurierungsarbeiten war es zu einem Wasserrohrbruch gekommen, der dem Gebäude vorab zugesetzt hatte.

Es handelt sich um die schwerste Katastrophe in Röthenbach seit Bruch des Rablmüherweiherdamms im letzten Jahrhundert. Wenigstens wurde niemand verletzt.

Das Unglück geschah am Freitag, den 13., wie ich, ohne den Aberglauben befördern zu wollen, festhalten muss. In der Nacht von Freitag auf Samstag träumte ich davon, das Hammerschloss bei einer Rückkehr als Ruine vorzufinden, ohne von den Vorgängen Kenntnis zu haben.

Allein für Sicherungsmaßnahmen müssen jetzt 30 000 Euro eingesetzt werden. Weiterer Teileinsturz und Gesamteinsturz droht.

Röthenbach wird aufgrund von Lage, Größe, Innenausstattung und kunstvoller Fassade zu den herausragenden Hammerschlössern in der Oberpfalz gerechnet. Noch bis 1880 war in Röthenbach ein Hammerwerkshochofen in Betrieb, der Roheisen produzierte, und im Grundriss noch steht.  Des Weiteren befindet sich in Röthenbach noch ein sehenswertes Glaspolierwerksgebäude, unter Denkmalschutz stehen ein Brauereigebäude und ein Glasarbeiterhaus.

Bericht über den Einsatz der Feuerwehr:

http://www.bk-media.de/index.php?con=Thema&ID=1115&tab=tab1

Bericht des THW:

http://thw-wen.de/einsatz_meldung.php?id=58

Bericht der Weidener Lokalzeitung:

http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/3329195-127-denkmalpfleger_vertrauen_auf_gott,1,0.html

Fernsehbericht von OTV:

http://www.oberpfalz.tv/nachrichten/zukunft-hammerschloss.html

Homepage der jetzigen Eigentümer:

http://www.hammerschloss-roethenbach.com/

Die Geschichte Röthenbachs ist durch das Schlossarchiv gut dokumentiert. Dieses befindet sich mittlerweile im Staatsarchiv Amberg:

http://www.gda.bayern.de/publikationen/nachrichten/pdf/heft_56.pdf

Alte Heimat unter Dach und Fach

März 1, 2012

Als Kind war die Vergangenheit etwas, das in Büchern stand oder von den älteren Menschen erzählt wurde. Bei einem Besuch in der Heimat meiner Kindheit und Jugend erlebte ich jetzt die Vergangenheit am eigenen Leibe und war selbst der Zeitzeuge, der erzählen konnte, wie es früher einmal war.

Das Hammerschloss in meinem Heimatort Röthenbach bei Kohlberg hat seit 2011 ein neues Dach mit Dachgauben, die an ein Erscheinungsbild vorvergangener Zeiten angelehnt sind:

Image

Weitere Fotos aus Röthenbach:

Röthenbach

Nach über 10 Jahren stattete ich auch meiner Schulstadt Weiden wieder einen längeren Besuch ab. Das Augustinus-Gymnasium in Weiden hat ein neues Dach erhalten, um den Schülerandrang aufnehmen zu können:

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Das Stadtbild in Weiden hat sich im letzten Jahrzehnt kaum verändert. Es haben sich aber einige Änderungen ergeben, weil altvertraute Geschäfte und Einrichtungen geschlossen haben. Im Josefshaus, in dem ich den Abschlussball meines Tanzkurses feierte, scheint heute nicht mehr viel los zu sein. Geschlossen ist das einzige Großkaufhaus, das es in Weiden gab, der Hertie. Die Weidener pendeln seitdem verstärkt nach Nürnberg zum Einkaufen. Vom Spielzeughaus Gebr. Neumeyer ist nur ein Schriftzug geblieben. Das Café Schaller am Schlörplatz, das ich als Kind vor dem Geigenunterricht besuchte, ist einem Schülercafé gewichen. Das damals bei uns älteren Schülern am Abend beliebte Café Heinzelmann gibt es noch, dort aß ich ein Spiegelei mit Bratkartoffeln. Das franzöische Vorstadt-Café Sindersberger in der Sebastianstraße, in dem man tagsüber während der Freistunden im Augustinus leckere Hörnchen essen konnte, hat nach Insolvenz einem Kettenrestaurant Platz gemacht. Die Geschäftsräume der Buchhandlung Gollwitzer in der Türlgasse, wo ich als Kind oft schmökerte, wurden von Rosi´s Altstadt Ladl bezogen. Am Unteren Markt fielen die vielen neuen trendigen Kaffeeröstereien und Lokale auf, die es zu meiner Schulzeit noch nicht gab. Bis heute gehalten haben sich bemerkenswerterweise die verschiedenen kleinen Weidener Kinos. Geblieben ist auch das gemütliche Erscheinungsbild der Altstadt, die bajuwarische  Gelassenheit der Passanten in der Fußgängerzone und der besondere Oberpfälzer Dialekt, der mir schon bald wieder vertraut klang.

Weitere Fotos aus Weiden:

Weiden

Doser-Altar in Röthenbach

April 4, 2011

Doser-Altar

Doser-Altar in der 1726 errichteten Schlosskapelle Mariä Empfängnis in meinem Heimatort Röthenbach/Oberpfalz mit Wappen der Freiherren von Schönstett, den Erbauern von Hammerschloss und Schlosskapelle.