Posts Tagged ‘Berlin’

Sieben

Dezember 3, 2022

Ich mit wohl sieben Jahren in den 1980er Jahren, eine glückliche Zeit in der Erinnerung vieler Westdeutscher.
Als noch kleineres Kind war ich hellblond, die Haarfarbe dunkelte dann bis heute ins Mittelblond.

Bereits als Kind war ich recht vielseitig. Im Kindergarten verarztete ich als Doktor die Puppen meiner Spielkameradinnen, vielleicht hätte ich beruflich was aus diesem lukrativen ärztlichen Talent machen sollen. Daneben konnte ich schon früh gut malen und zeichnen und zeichnerisch regelrechte kleine Geschichten erzählen, eine Vorausahnung meiner journalistischen Neigungen und meiner Lust an Fotostorys? Von Dingen wie Recht und kaufmännischem Rechnungswesen, mit denen ich mich in Bildungsprogrammen später beschäftigte, hatte ich damals allerdings noch keine Ahnung, höchstens den Wunsch, Streitigkeiten in meiner Familie zu schlichten, und es dem Vater, der Manager war, was auch immer das sein sollte, gleich zu tun. Meine Faschingskostüme als Offizier, Ritter, Clown oder Sheriff deuteten in verschiedenste Richtungen der kindlichen Phantasiewelt aus Märchen, Sagen, Fernseherlebnissen und Abenteuergeschichten. In dem Alter von Sieben entdeckte ich die Faszination für die Jahresrückblicke im Fernsehen, den freudigen Umbruch der Wiedervereinigung erlebte ich als zehnjähriger Medienkonsument im Fernsehen schon in vollem Bewusstsein, sie rückte bald merklich auch außerhalb des Fernsehens die Oberpfalz, in der ich aufwuchs, aus ihrer Randlage am Eisernen Vorhang wieder ins Zentrum Europas. Mein Vater packte mich und meine zwei älteren Brüder ins Auto und wir fuhren nach dem Mauerfall nach Berlin, um die Reste der zertrümmerten Mauer zu sehen. Davor erinnere ich mich aus dem Jahr der Fotoentstehung medial an die Katastrophe von Tschernobyl, aus der Zeit danach an den Tod von Franz Josef Strauß in Regensburg und die Fatwa gegen Salman Rushdie. Das Thema Politik und Geschichte und vor allem Zeitgeschichte hatte mich schon früh gepackt, und fesselt es mich bis heute, aber eher als Zuschauer, Chronist und Kommentator denn als Akteur.

Merz macht mobil

Februar 16, 2020

Illustration Merz-Auftritt

Stefan Friedrich (li.) vom Berliner Forum Mittelstand begrüßte Friedrich Merz (re.), der die Lacher und das Publikum auf seiner Seite hatte. Foto: Forum Mittelstand.

Bejubelt von Junger Union, eingeladen vom Berliner „Forum Mittelstand“ um Stefan Friedrich, und umlagert von einer Pressemeute trat Friedrich im prall gefüllten Berliner Ballhaus auf und gab eher in der Art eines „Elder Statesman“ recht launig seine Einschätzung zur politischen Lage zum Besten. Auf die beharrlichen Nachfragen von BILD-Journalist Nikolaus Harbusch, ob er Kanzler oder Parteivorsitzender der CDU werden wolle, mauerte Merz und wurde nicht konkret. „Er wolle seinen Beitrag leisten“, die CDU wieder über 35 Prozent zu bringen. Vor allem das Wiedererstarken politischer Kräfte rechts der Union treibe ihn um und habe ihn auch zur Kandidatur für den Parteivorsitz 2018 bewegt. Er sprach diesbezüglich sogar von „Gesindel“, nahm diese Formulierung jedoch auf Nachfragen aus dem Publikum wieder zurück.

Das Erstarken der politischen Ränder sei ein Ergebnis von Orientierungslosigkeit und empfundener Führungslosigkeit. Die Streitkultur in der politischen Mitte müsse wiederbelebt werden, die Groko habe diese beschädigt, es sei ein Fehler der FDP gewesen, nicht in die Jamaika-Koalition im Bund gegangen zu sein, dann wäre die SPD die größte Oppositionspartei geworden und nicht die AfD. Die CDU sei in einer ähnlich gefährlichen Lage wie die SPD, sie müsse jetzt in der ganzen Breite Themen anbieten. Noch könne man an die AfD verlorene Wähler zurückholen, aber nicht mehr lange. Wie das gelingen soll wurde deutlich, als Merz über das Problem der Vollverschleierung an Universitäten räsonierte, das Immigrationsthema ansprach und Bemerkungen zu Grenzkontrollen machte.

Zur außenpolitischen Lage merkte Merz an, dass die Wiederwahl Trumps bevorstehe und China an seine große Vergangenheit wieder anknüpfe. Aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit von diesen beiden Ländern müsse sich Europa befreien. Trump mache das, was er angekündigt habe, die Pax Americana gehe jetzt dem Ende zu, was unter anderem an den nach dem 2. Weltkrieg geschaffenen internationalen Institutionen sichtbar werde. Das werfe die Frage auf, welchen Beitrag jetzt „wir“ zur Stabilisierung der internationalen Lage, etwa im Nahen Osten, beitragen werden. Deutschland sei zwar durch Größe und geostrategische Lage zur Übernahme internationaler Verantwortung gezwungen, allein könne es aber freilich wenig ausrichten, Europa hingegen viel.

Hinsichtlich des Klimawandels konstatierte Merz: „Wir haben ein ernsthaftes Problem!“ Die CDU müsse hier eigene Lösungen anbieten. Eine CO2-neutrale Wirtschaftsweise  sei aber nur mit der Industrie realisierbar, nicht gegen sie, alles andere führe ins Elend.

Münster ist immer eine Reise wert

März 7, 2019

Münster (SMS) Der neue Besuchermagnet  Dominikanerkirche mit der Arbeit „Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel“ von Gerhard Richter steht im Mittelpunkt der Präsentation von Münster Marketing auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Außerdem gibt es Informationen zu „MünsterMusik“. Unter diesem Motto feiern das Sinfonieorchester, die Westfälische Schule für Musik und die Musikhochschule 2019 ihren 100. Geburtstag und präsentieren gemeinsam ein klangvolles Jubiläumsprogramm.

„Nach den Skulptur Projekten in 2017 und dem Europäischen Kulturerbejahr 2018 können wir mit den beiden Highlights Münster erneut als Städtereiseziel mit individuellen kulturellen Angeboten in den Focus rücken“, freut sich die Leiterin von Münster Marketing, Bernadette Spinnen.

Auf der weltweit größten Reisemesse, die in den Berliner Messehallen vom 6. bis 10. März Aussteller aus über 180 Ländern, Touristikfachleute, internationale Medienvertreter und ein reisefreudiges Publikum zusammenbringt, ist Münster mit einem Stand in der NRW-Halle (Halle 8.2, Stand102a) vertreten. Hier begrüßten Oberbürgermeister Markus Lewe und Stadtbaurat Robin Denstorff den NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart  und die Geschäftsführerin von Tourismus NRW, Heike Döll-König, bei ihrem Rundgang durch die Halle.

Münster Marketing nutzt die Messe für den Dialog mit dem Fachpublikum. Ziel ist es, den Grundstein für neue Kooperationen zu legen, die Zusammenarbeit mit Partnern auszubauen, mit Reisejournalisten, Influencern und Reiseveranstaltern ins Gespräch zu kommen, neue Themen und Trends aufzugreifen und Münster als Städtereiseziel zu positionieren. Nach den Fachbesuchertagen stehen am Wochenende die Endverbraucher im Mittelpunkt.

Dafür hat Münster Marketing jede Menge aktuelle Infos im Gepäck. Neu ist zum Beispiel ein Faltblatt über Gerhard Richters Kunstwerk. Mit dabei ist auch das Reisemagazin „Münster – Stadturlaub von seiner schönsten Seite“. Neben Kunst- und Kulturtipps, Sehenswürdigkeiten oder Veranstaltungen enthält es Insider-Tipps von Bloggern und Instagrammern sowie persönliche Empfehlungen von Münster-Experten.

Für Medienvertreter gibt es den „Münster-Stick“. Der USB-Stick im Scheckkartenformat möchte mit deutschen, englischen und niederländischen Texten und Bildmaterial Lust auf eine Recherche über Münster machen.

Mit etwas Glück können Besucherinnen und Besucher am Stand von Münster Marketing einen Aufenthalt in Münster gewinnen: mit einer Übernachtung im Doppelzimmer, der Teilnahme an einer öffentlichen Führung zum Richter-Kunstwerk, einer Münstercard für freien Eintritt zu Sehenswürdigkeiten, gratis Stadtführungen, ÖPNV und Fahrradausleihe.

Der Berliner Torten-Graf Blickensdorf sieht seine Heimat Münster wieder

September 19, 2016

Burkhard von Grafenstein mit Lo Graf Blickensdorf und Joelle Meissner im Hotel Feldmann.

Burkhard von Grafenstein mit Lo Graf Blickensdorf und Joelle Meissner im Hotel Feldmann.

Gerührt und begeistert war der Berliner Künstler, Buchautor und Tortenblogger Lo Graf Blickensdorf, als er am vergangenen Wochenende in Begleitung seiner Muse Joelle Meissner nach längerer Zeit seine Heimatstadt Münster wiedersah. Größere Bekanntheit erlangte Graf Blickensdorf mit seinem urkomischen Buch „Werden Sie doch einfach Graf!“, in dem er beschreibt, wie er eine Midlife Crisis überwand und aus Lothar Blickensdorf durch Zulegung eines Künstlernamens der fein gekleidete und glamouröse Graf Blickensdorf wurde. Ich hatte die Gelegenheit zu einem Interview im Hotel Feldmann.

Sehr geehrter Graf Blickensdorf,  wie gefällt Ihnen Münster heute?

Wunderbar, wir waren heute bummeln durch Münster und ich habe ein richtiges Déjà-vu-Erlebnis gehabt, ich war einige Jahre nicht in Münster und es gefällt mir nach wie vor so gut, ich möchte am liebsten  hier bleiben.

 Was aber bietet Berlin, was Münster nicht hat?

Der Vorteil von Berlin: Berlin ist eine brodelnde Hauptstadt, dann diese vielen Möglichkeiten. Und das war der Anlass, warum ich überhaupt nach Berlin gegangen bin: Da war ein Schild vor einem Café, „Frühstück bis 20 Uhr“, da dachte ich, das ist meine Stadt, was da alles möglich ist, da muss ich hin.

Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie sich in den Grafenstand erhoben haben?

Ja, mein Leben ist bunter und turbulenter geworden, und viel interessanter. Vorher hat sich keiner um mich gekümmert, plötzlich klingelt jeden Tag das Telefon, Interviewanfragen,  Radiointerviews, Fernsehinterviews, Zeitungen, Buchanfragen, ob ich noch ein Buch schreiben will, usw.

Wie reagieren die Menschen, wenn sie feststellen, dass Sie kein „echter“ Graf sind?

Das ist das Interessante daran,  man würde denken, die Menschen sind enttäuscht, nein, ganz im Gegenteil, die bleiben dabei, dass ich ein richtiger Graf bin, die wollen sich die Illusion nicht nehmen lassen und außerdem finden die Menschen das sehr ehrlich, dass ich das immer dazu sage,  wollen das aber eigentlich gar nicht genau wissen.

Ist Ihr Auftreten als Graf Satire auf den Adel? Wollen Sie sich über den Adel lustig machen?

Nein, das auf keinen Fall. Ich mag den Adel und ich bedaure, dass ich nicht adelig geboren bin, wobei ja eigentlich jeder Mensch „adelig“ ist, wahrscheinlich stammt zum Beispiel jeder Mensch in Deutschland von Karl dem Großen ab.  Aber ich mache mich nicht lustig. Adel verpflichtet, sagt man ja auch, und wenn man sich schon adelig nennt, dann sollte man auch ein feines Benehmen haben, gute Manieren haben, zurückhaltend sein, was manche echte Adelige nicht so haben wie die selbsternannten Adeligen.

Welche Reaktionen kommen aus der Welt des Adels auf Ihre Kunst?

Natürlich sind die nicht sehr erbaut. Allerdings gibt es ein paar, die ich persönlich kenne , die mir so mit einem Auge zuzwinkern,  die würden mich aber nie im Leben Graf nennen, sondern immer nur Blickensdorf, da die aber meinen Humor schätzen, drücken die ein Auge zu und finden das ganz toll.

 Sie essen beruflich viel Torte. Wie schaffen Sie es, Ihre Figur zu behalten?

Ich esse jeden Tag tatsächlich ein Stück Kuchen oder Torte, in Münster sagt man ein „Teilchen“, ein Ausdruck, den man in Berlin gar nicht kennt. Eines Tages hatte ich zehn Kilo zu viel auf den Rippen, weil ich mir das Rauchen abgewöhnt hatte,  und sagte mir, ich will auf mein tägliches Stück Kuchen nicht verzichten,  und habe dann einfach meine Ernährung umgestellt, habe so eine Art Trennkost gemacht, habe Weizenmehl weggelassen,  viel Obst und Gemüse und natürlich immer nur ein Törtchen gegessen und, ganz wichtig, nicht zwei oder drei, also in Maßen. Und ich bewege mich sehr viel, ich mache Sport, ich jogge zweimal die Woche, im Sommer schwimme ich, und wenn ich zum Arzt gehe, nehme ich nicht den Fahrstuhl, sondern die Treppe.

In letzter Zeit wurden zwei Politikerinnen und ein Politiker mit Torten beworfen. Was sagen Sie dazu?

Das sind Banausen, die das gemacht haben, Torten sind zum Essen da, nicht zum Werfen.

Was möchten Sie den Münsteranerinnen und Münsteranern für die Zukunft auf den Weg geben?

Mehr Cafés und Konditoreien, denn ich habe mit Entsetzen festgestellt,  dass ganz viele alteingesessene Konditoreien zugemacht oder sich verkleinert haben,  ich bin gerade noch an dem ehemaligen Café Kleimann vorbeigegangen, was jetzt zu hat, da habe ich schon als kleiner Junge an der Fensterscheibe gestanden, mir die Nase plattgedrückt, weil die so schöne Marzipanschweine im Schaufenster hatten, und die hatten die bis vor einigen Jahren immer noch unverändert, immer die gleichen Marzipanschweine, seit 60 Jahren, und das fand  ich so toll. Jetzt bin sehr traurig darüber, dass dieses Café zu hat. Also mehr Cafés und Konditoreien für Münster, Bitte.

Graf Blickensdorf, ich danke für das Interview.

Sehr gerne.

Archäologie und Perspektiven auf dem Berliner Schlossgelände

August 29, 2010

…finden sich hier.