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Der Berliner Torten-Graf Blickensdorf sieht seine Heimat Münster wieder

September 19, 2016
Burkhard von Grafenstein mit Lo Graf Blickensdorf und Joelle Meissner im Hotel Feldmann.

Burkhard von Grafenstein mit Lo Graf Blickensdorf und Joelle Meissner im Hotel Feldmann.

Gerührt und begeistert war der Berliner Künstler, Buchautor und Tortenblogger Lo Graf Blickensdorf, als er am vergangenen Wochenende in Begleitung seiner Muse Joelle Meissner nach längerer Zeit seine Heimatstadt Münster wiedersah. Größere Bekanntheit erlangte Graf Blickensdorf mit seinem urkomischen Buch „Werden Sie doch einfach Graf!“, in dem er beschreibt, wie er eine Midlife Crisis überwand und aus Lothar Blickensdorf durch Zulegung eines Künstlernamens der fein gekleidete und glamouröse Graf Blickensdorf wurde. Ich hatte die Gelegenheit zu einem Interview im Hotel Feldmann.

Sehr geehrter Graf Blickensdorf,  wie gefällt Ihnen Münster heute?

Wunderbar, wir waren heute bummeln durch Münster und ich habe ein richtiges Déjà-vu-Erlebnis gehabt, ich war einige Jahre nicht in Münster und es gefällt mir nach wie vor so gut, ich möchte am liebsten  hier bleiben.

 Was aber bietet Berlin, was Münster nicht hat?

Der Vorteil von Berlin: Berlin ist eine brodelnde Hauptstadt, dann diese vielen Möglichkeiten. Und das war der Anlass, warum ich überhaupt nach Berlin gegangen bin: Da war ein Schild vor einem Café, „Frühstück bis 20 Uhr“, da dachte ich, das ist meine Stadt, was da alles möglich ist, da muss ich hin.

Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie sich in den Grafenstand erhoben haben?

Ja, mein Leben ist bunter und turbulenter geworden, und viel interessanter. Vorher hat sich keiner um mich gekümmert, plötzlich klingelt jeden Tag das Telefon, Interviewanfragen,  Radiointerviews, Fernsehinterviews, Zeitungen, Buchanfragen, ob ich noch ein Buch schreiben will, usw.

Wie reagieren die Menschen, wenn sie feststellen, dass Sie kein „echter“ Graf sind?

Das ist das Interessante daran,  man würde denken, die Menschen sind enttäuscht, nein, ganz im Gegenteil, die bleiben dabei, dass ich ein richtiger Graf bin, die wollen sich die Illusion nicht nehmen lassen und außerdem finden die Menschen das sehr ehrlich, dass ich das immer dazu sage,  wollen das aber eigentlich gar nicht genau wissen.

Ist Ihr Auftreten als Graf Satire auf den Adel? Wollen Sie sich über den Adel lustig machen?

Nein, das auf keinen Fall. Ich mag den Adel und ich bedaure, dass ich nicht adelig geboren bin, wobei ja eigentlich jeder Mensch „adelig“ ist, wahrscheinlich stammt zum Beispiel jeder Mensch in Deutschland von Karl dem Großen ab.  Aber ich mache mich nicht lustig. Adel verpflichtet, sagt man ja auch, und wenn man sich schon adelig nennt, dann sollte man auch ein feines Benehmen haben, gute Manieren haben, zurückhaltend sein, was manche echte Adelige nicht so haben wie die selbsternannten Adeligen.

Welche Reaktionen kommen aus der Welt des Adels auf Ihre Kunst?

Natürlich sind die nicht sehr erbaut. Allerdings gibt es ein paar, die ich persönlich kenne , die mir so mit einem Auge zuzwinkern,  die würden mich aber nie im Leben Graf nennen, sondern immer nur Blickensdorf, da die aber meinen Humor schätzen, drücken die ein Auge zu und finden das ganz toll.

 Sie essen beruflich viel Torte. Wie schaffen Sie es, Ihre Figur zu behalten?

Ich esse jeden Tag tatsächlich ein Stück Kuchen oder Torte, in Münster sagt man ein „Teilchen“, ein Ausdruck, den man in Berlin gar nicht kennt. Eines Tages hatte ich zehn Kilo zu viel auf den Rippen, weil ich mir das Rauchen abgewöhnt hatte,  und sagte mir, ich will auf mein tägliches Stück Kuchen nicht verzichten,  und habe dann einfach meine Ernährung umgestellt, habe so eine Art Trennkost gemacht, habe Weizenmehl weggelassen,  viel Obst und Gemüse und natürlich immer nur ein Törtchen gegessen und, ganz wichtig, nicht zwei oder drei, also in Maßen. Und ich bewege mich sehr viel, ich mache Sport, ich jogge zweimal die Woche, im Sommer schwimme ich, und wenn ich zum Arzt gehe, nehme ich nicht den Fahrstuhl, sondern die Treppe.

In letzter Zeit wurden zwei Politikerinnen und ein Politiker mit Torten beworfen. Was sagen Sie dazu?

Das sind Banausen, die das gemacht haben, Torten sind zum Essen da, nicht zum Werfen.

Was möchten Sie den Münsteranerinnen und Münsteranern für die Zukunft auf den Weg geben?

Mehr Cafés und Konditoreien, denn ich habe mit Entsetzen festgestellt,  dass ganz viele alteingesessene Konditoreien zugemacht oder sich verkleinert haben,  ich bin gerade noch an dem ehemaligen Café Kleimann vorbeigegangen, was jetzt zu hat, da habe ich schon als kleiner Junge an der Fensterscheibe gestanden, mir die Nase plattgedrückt, weil die so schöne Marzipanschweine im Schaufenster hatten, und die hatten die bis vor einigen Jahren immer noch unverändert, immer die gleichen Marzipanschweine, seit 60 Jahren, und das fand  ich so toll. Jetzt bin sehr traurig darüber, dass dieses Café zu hat. Also mehr Cafés und Konditoreien für Münster, Bitte.

Graf Blickensdorf, ich danke für das Interview.

Sehr gerne.