Münster (SMS) „Es gibt nichts auf der Welt, was so unsichtbar wäre wie Denkmäler. Sie werden doch zweifellos aufgestellt, um gesehen zu werden, ja geradezu, um die Aufmerksamkeit zu erregen“, so beschrieb der Schriftsteller Robert Musil im Jahr 1927 seine Einstellung zu Denkmälern. Dies gilt auch heute noch für einige Denkmäler in Münster. Das Kriegerdenkmal am Mauritztor kann dagegen schon aufgrund seiner Größe kaum übersehen werden. Dennoch: wann ist es entstanden, wer hat es angeregt und wie dachten die Münsteraner über dieses mächtige Exemplar?
Antworten auf Fragen wie diese bietet ein neues stadtgeschichtliches Angebot des Stadtarchivs im Internet. Es gibt einen Überblick über die Denkmallandschaft Münsters. Alle im öffentlichen Raum vorhandenen Gedenktafeln, Ehrenmale, Kriegerdenkmale, Mahnmale und Kriegsgräberstätten sind darin nach einem einheitlichem Raster erfasst und beschrieben.
Die neue Website bietet die Möglichkeit, einen Einblick in die geschichtlichen Hintergründe und kurz gefasste Informationen als ersten Ansatzpunkt einer Beurteilung der Denkmäler zu erhalten. Das in Kooperation mit der Online-Redaktion des Presse- und Informationsamtes entstandene Angebot findet sich ab sofort unter www.stadt-muenster.de/kriegerdenkmale.
Die Internetpräsentation geht über die vom Stadtarchiv 2013 vorgestellte gedruckte Dokumentation „Erinnern im öffentlichen Raum. Kriegerdenkmäler – Ehrenmale – Mahnmale und Kriegsgräberstätten in Münster“ hinaus und erfasst auch die seitdem eingeweihten Gedenkobjekte. Außerdem weicht es in der Einteilung der Denkmäler insofern ab, als zwei neuen Rubriken „Erinnern nach 1945“ und „Erinnern nach 2000“ in rein chronologischer Gliederung nach Datum der Einweihung entstanden sind.
Möglichst alle Krieger-Denkmäler, Erinnerungs- und Gedenkorte sowie Grabstätten und Friedhöfe, die in Zusammenhang stehen mit kriegerischen, gewaltvollen Auseinandersetzungen und Ausgrenzungen, ihren Opfern und Folgen, wurden systematisch erfasst, eingeordnet und einheitlich beschrieben. Dabei erfuhr auch die öffentliche Wahrnehmung der Gedenkorte in Ansätzen Beachtung. Denn die Interpretation eines Denkmals kann sich durchaus ändern; wie auch das Denkmal selbst, etwa durch das Anbringen ergänzender Texttafeln.
Für alle Erinnerungsmale ist gefragt worden, mit welcher Motivation sie errichtet wurden, wer sie initiiert und wer sie wie gestaltet hat. Auch den geschichtlichen Hintergründen widmet sich das neue Angebot des Stadtarchivs.
Um in diese Sammlung aufgenommen zu werden, muss ein Denkmal oder Mahnmal an gefallene Soldaten oder zivile Opfer von Kriegen, von regime- und kriegsbedingtem Terror und Gewalt erinnern. Ebenfalls erfasst wurden Denkmäler, die als Mahnungen zum friedlichen Zusammenleben aufgefasst werden können. Formen des Gedenkens innerhalb weltlicher und kirchlicher Gebäude sind nicht erfasst worden.
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Münsters Kriegerdenkmäler im Internet
September 9, 2018Der Berliner Torten-Graf Blickensdorf sieht seine Heimat Münster wieder
September 19, 2016Gerührt und begeistert war der Berliner Künstler, Buchautor und Tortenblogger Lo Graf Blickensdorf, als er am vergangenen Wochenende in Begleitung seiner Muse Joelle Meissner nach längerer Zeit seine Heimatstadt Münster wiedersah. Größere Bekanntheit erlangte Graf Blickensdorf mit seinem urkomischen Buch „Werden Sie doch einfach Graf!“, in dem er beschreibt, wie er eine Midlife Crisis überwand und aus Lothar Blickensdorf durch Zulegung eines Künstlernamens der fein gekleidete und glamouröse Graf Blickensdorf wurde. Ich hatte die Gelegenheit zu einem Interview im Hotel Feldmann.
Sehr geehrter Graf Blickensdorf, wie gefällt Ihnen Münster heute?
Wunderbar, wir waren heute bummeln durch Münster und ich habe ein richtiges Déjà-vu-Erlebnis gehabt, ich war einige Jahre nicht in Münster und es gefällt mir nach wie vor so gut, ich möchte am liebsten hier bleiben.
Was aber bietet Berlin, was Münster nicht hat?
Der Vorteil von Berlin: Berlin ist eine brodelnde Hauptstadt, dann diese vielen Möglichkeiten. Und das war der Anlass, warum ich überhaupt nach Berlin gegangen bin: Da war ein Schild vor einem Café, „Frühstück bis 20 Uhr“, da dachte ich, das ist meine Stadt, was da alles möglich ist, da muss ich hin.
Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie sich in den Grafenstand erhoben haben?
Ja, mein Leben ist bunter und turbulenter geworden, und viel interessanter. Vorher hat sich keiner um mich gekümmert, plötzlich klingelt jeden Tag das Telefon, Interviewanfragen, Radiointerviews, Fernsehinterviews, Zeitungen, Buchanfragen, ob ich noch ein Buch schreiben will, usw.
Wie reagieren die Menschen, wenn sie feststellen, dass Sie kein „echter“ Graf sind?
Das ist das Interessante daran, man würde denken, die Menschen sind enttäuscht, nein, ganz im Gegenteil, die bleiben dabei, dass ich ein richtiger Graf bin, die wollen sich die Illusion nicht nehmen lassen und außerdem finden die Menschen das sehr ehrlich, dass ich das immer dazu sage, wollen das aber eigentlich gar nicht genau wissen.
Ist Ihr Auftreten als Graf Satire auf den Adel? Wollen Sie sich über den Adel lustig machen?
Nein, das auf keinen Fall. Ich mag den Adel und ich bedaure, dass ich nicht adelig geboren bin, wobei ja eigentlich jeder Mensch „adelig“ ist, wahrscheinlich stammt zum Beispiel jeder Mensch in Deutschland von Karl dem Großen ab. Aber ich mache mich nicht lustig. Adel verpflichtet, sagt man ja auch, und wenn man sich schon adelig nennt, dann sollte man auch ein feines Benehmen haben, gute Manieren haben, zurückhaltend sein, was manche echte Adelige nicht so haben wie die selbsternannten Adeligen.
Welche Reaktionen kommen aus der Welt des Adels auf Ihre Kunst?
Natürlich sind die nicht sehr erbaut. Allerdings gibt es ein paar, die ich persönlich kenne , die mir so mit einem Auge zuzwinkern, die würden mich aber nie im Leben Graf nennen, sondern immer nur Blickensdorf, da die aber meinen Humor schätzen, drücken die ein Auge zu und finden das ganz toll.
Sie essen beruflich viel Torte. Wie schaffen Sie es, Ihre Figur zu behalten?
Ich esse jeden Tag tatsächlich ein Stück Kuchen oder Torte, in Münster sagt man ein „Teilchen“, ein Ausdruck, den man in Berlin gar nicht kennt. Eines Tages hatte ich zehn Kilo zu viel auf den Rippen, weil ich mir das Rauchen abgewöhnt hatte, und sagte mir, ich will auf mein tägliches Stück Kuchen nicht verzichten, und habe dann einfach meine Ernährung umgestellt, habe so eine Art Trennkost gemacht, habe Weizenmehl weggelassen, viel Obst und Gemüse und natürlich immer nur ein Törtchen gegessen und, ganz wichtig, nicht zwei oder drei, also in Maßen. Und ich bewege mich sehr viel, ich mache Sport, ich jogge zweimal die Woche, im Sommer schwimme ich, und wenn ich zum Arzt gehe, nehme ich nicht den Fahrstuhl, sondern die Treppe.
In letzter Zeit wurden zwei Politikerinnen und ein Politiker mit Torten beworfen. Was sagen Sie dazu?
Das sind Banausen, die das gemacht haben, Torten sind zum Essen da, nicht zum Werfen.
Was möchten Sie den Münsteranerinnen und Münsteranern für die Zukunft auf den Weg geben?
Mehr Cafés und Konditoreien, denn ich habe mit Entsetzen festgestellt, dass ganz viele alteingesessene Konditoreien zugemacht oder sich verkleinert haben, ich bin gerade noch an dem ehemaligen Café Kleimann vorbeigegangen, was jetzt zu hat, da habe ich schon als kleiner Junge an der Fensterscheibe gestanden, mir die Nase plattgedrückt, weil die so schöne Marzipanschweine im Schaufenster hatten, und die hatten die bis vor einigen Jahren immer noch unverändert, immer die gleichen Marzipanschweine, seit 60 Jahren, und das fand ich so toll. Jetzt bin sehr traurig darüber, dass dieses Café zu hat. Also mehr Cafés und Konditoreien für Münster, Bitte.
Graf Blickensdorf, ich danke für das Interview.
Sehr gerne.
Urban Knitting: Hand drauf oder Hände weg?
März 29, 2013Ein bestrickender Trend ist auch in Münster angekommen, Passanten wundern sich über allerlei bunte Wolle an den Straßen: Wer häkelt da und warum?
Die Kunstaktion „Hand drauf!“ ermöglicht zurzeit mit Zustimmung der Münsteraner Ordnungsbehörden Strick-Kunstwerke in der Warendorfer Straße anzubringen. Dort ist auch „Cola Junkie“ unterwegs: Die junge Studentin, die sich so mit Künstlernamen nennt, ist eine der Strick-Aktivistinnen in Münster. Als ich sie treffe, bringt sie in der Straße ein Häkel-Graffiti mit flinken Handbewegungen an einer Ampel an. Auch wenn das Teil in dreitägiger Arbeit vorgefertigt ist, so dauert das Befestigen doch einige Minuten. Passanten kommen vorbei. Einer gibt sich als Sprayer zu erkennen und fragt ironisch, ob das ganze erlaubt sei, wird etwas laut dabei, es kommen ihm jedoch zum Schluss einige Worte der Anerkennung über die Lippen.
„Cola Junkie“ macht das zeitaufwändige Hobby aus Spaß und möchte mit ihrer Kunst Freude machen, sie weiß, dass ihre grellbunten und auffälligen Werke oft Grinsen und Lächeln bei Vorbeigehenden hervorrufen: „Ich möchte einen kleinen Lichtblick im grauen Alltag schaffen!“ Sonstige hintergründige oder politische Motivationen weist sie von sich. Auf das Guerilla-Häkeln ist sie Ende 2011 gekommen, als sie überlegte, sich angesichts des kalten Winters Mütze und Schal selbst zu häkeln. Auf der Suche nach Strick-Literatur stieß sie zufällig auf ein Buch über Strick-Graffiti, sofort war Sie fasziniert von dem Ungewohnten und Neuen der Idee. Zuerst begann sie kleinere Sachen zu überstricken, ehe sie sich auf die Straße wagte. Neben Büchern ist auch das Internet wichtiger kreativer Anreger, mit Strickgruppen an der Volkshochschule oder sonst irgendeiner „Szene“ hat sie jedoch nichts zu tun.
Die neue Akzeptanz, die Häkeln und Stricken in den jüngeren Generationen finden, ist unter anderem auf den do-it-yourself-Trend zurückzuführen, die neue Lust am Selbermachen. Die Verhäkelung des öffentlichen Raums kommt als Trend aus den USA und firmiert unter den verschiedensten Bezeichnungen: so als Urban Knitting, Guerilla Knitting oder Yarn Bombing. Ganze Bäume und Plätze werden dabei mit bunten Strickflechtwerken und gestrickten Symbolen übersät, auch Strick-Flashmobs gibt es. Mit Feminismus hat es am Rande auch zu tun, da hier der männlich dominierten Sprayerszene vor allem durch Frauen etwas Konkurrenz gemacht wird. Im Gegensatz zu den Graffiti der Sprayer sind die Häkel-Netze und -Matten an Laternenpfählen aber flauschig warm, sie stören oft niemanden und sind wenigstens rückstandslos entfernbar, wenn die erforderliche Genehmigung fehlt. „Hand drauf!“ oder „Hände weg!“ ist da die Frage.
Hier ein Rundblick über Häkel-Graffiti, die derzeit in Münster zu sehen sind.
Orientimpression (Aquarellskizze)
Mai 21, 2012Blick in eine nahe Zukunft III: Protest (Aquarellskizze)
Mai 14, 2012Die europäischen Städte werden aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs durch Protestzüge, Demonstrationen, Brandschatzungen, Randale und Vandalismus erschüttert.
Blick in eine nahe Zukunft II: Atombombe über der Wüstenstadt (Aquarellskizze)
Mai 14, 2012Eine Atombombe wird über einer Wüstenstadt gezündet: Dieses Bild mag durch die Auseinandersetzungen im Nahen Osten zwischen Israel und Iran angeregt sein, die eine nukleare Auseinandersetzung befürchten lassen.
Kunst-Spektakel in Münster: Abhängende Autos und Feuerwerk
Juli 23, 2011Eine Reihe von Kleinwagen wurde gestern bei einem Kunstspektakel auf dem Münsteraner Domplatz an in überdimensionalen Wäscheklammern angebrachten Ketten hochgezogen. Der Dom war farbig angestrahlt und zwischenzeitlich gab es auch Feuerwerk.
Es handelte sich um den Schlusspunkt des Straßentheater-Festivals „Flurstücke“ in Münster. Urheber war die Gruppe „Générik Vapeur“. Die Autos waren auf dem Weg zum Domplatz bunt angemalt und an der „Wäscheleine“ hängend auf der Unterseite mit Plakaten versehen worden.
22. Juli 2011 |
Angela Rummel und ihre phantastischen Porträts
Mai 21, 2011Angela Rummel, eine Verwandte, hat gemeinsame Ahnen gemalt. Dies Bild hier zeigt meinen Urgroßvater, den Münchner Architekten und Kunstmaler Felix Rummel, fast schon als Karikatur:
http://www.angela-rummel.de/Ahnen/FelixRummelAlsMalerfuerst.html.
Dieses Bild zeigt seine Frau, meine Urgroßmutter: http://www.angela-rummel.de/Ahnen/OmiMitSonnenschirm.html.
Schwarz auf weiß: Andreas Feininger in New York
Februar 3, 2011In Münster´schen Stadtmuseum besuchte ich eine Ausstellung mit Fotografien von Andreas Feininger, dem Sohn des Malers Lyonel Feininger. Die künstlerisch attraktivsten waren jene Fotografien, auf denen man am wenigsten erkannte, weil sie in schwarzes Dunkel getaucht waren, sei es durch Schattenwürfe von Brückenkonstruktionen, die mit Lichtflecken konstrastieren, sei durch die dunkle Wucht von Wolkenkratzern in New York. Die mikroskopischen Nahaufnahmen aus der Natur wirkten schon wie gemalt. Am Ende nach interessanten Ansichten von Geschäften ethnischer Minderheiten nicht sonderlich ambitionierte Motive von Nachtclubwerbetafeln.
Die Zwillingstürme der World Trade Centeres waren intakt, als Feininger sie in den 1980er Jahren fotografierte.
Der Zeitung entnehme ich die Klage über die geplünderten und zerstörten Grabschätze der Pharaonen in Kairo. Wie gut, dass man die Nofretete in Berlin behalten habe. So sieht man in der Museumslandschaft Europa auf die umstürzenden Ereignisse im Nahen Osten, revolutionäre Eruptionen von Vitalität, die man in Europa nur noch in historischen Museen besichtigen kann.
In einer Buchhandlung fand ich Bände der Mecki-Comics, sie erinnerten mich in ihrer liebevoll und fantastisch gezeichneten Art an die Abenteuer des Little Nemo in Slumberland.