Bereits als Kind war ich recht vielseitig. Im Kindergarten verarztete ich als Doktor die Puppen meiner Spielkameradinnen, vielleicht hätte ich beruflich was aus diesem lukrativen ärztlichen Talent machen sollen. Daneben konnte ich schon früh gut malen und zeichnen und zeichnerisch regelrechte kleine Geschichten erzählen, eine Vorausahnung meiner journalistischen Neigungen und meiner Lust an Fotostorys? Von Dingen wie Recht und kaufmännischem Rechnungswesen, mit denen ich mich in Bildungsprogrammen später beschäftigte, hatte ich damals allerdings noch keine Ahnung, höchstens den Wunsch, Streitigkeiten in meiner Familie zu schlichten, und es dem Vater, der Manager war, was auch immer das sein sollte, gleich zu tun. Meine Faschingskostüme als Offizier, Ritter, Clown oder Sheriff deuteten in verschiedenste Richtungen der kindlichen Phantasiewelt aus Märchen, Sagen, Fernseherlebnissen und Abenteuergeschichten. In dem Alter von Sieben entdeckte ich die Faszination für die Jahresrückblicke im Fernsehen, den freudigen Umbruch der Wiedervereinigung erlebte ich als zehnjähriger Medienkonsument im Fernsehen schon in vollem Bewusstsein, sie rückte bald merklich auch außerhalb des Fernsehens die Oberpfalz, in der ich aufwuchs, aus ihrer Randlage am Eisernen Vorhang wieder ins Zentrum Europas. Mein Vater packte mich und meine zwei älteren Brüder ins Auto und wir fuhren nach dem Mauerfall nach Berlin, um die Reste der zertrümmerten Mauer zu sehen. Davor erinnere ich mich aus dem Jahr der Fotoentstehung medial an die Katastrophe von Tschernobyl, aus der Zeit danach an den Tod von Franz Josef Strauß in Regensburg und die Fatwa gegen Salman Rushdie. Das Thema Politik und Geschichte und vor allem Zeitgeschichte hatte mich schon früh gepackt, und fesselt es mich bis heute, aber eher als Zuschauer, Chronist und Kommentator denn als Akteur.