Posts Tagged ‘Eisenindustrie’

Der Schatz vom Grafenbauernhof

Oktober 15, 2019

Die bayerische Adelsfamilie v. Grafenstein leitet sich genealogisch von der Oberpfälzer Bauernfamilie Graf ab, die ursprünglich – lt. Stammbaum seit 1554, spätestens aber seit dem Dreißigjährigen Krieg – auf dem nach ihr benannten Grafenbauernhof in Oberweißenbach bei Vilseck, nördliche Oberpfalz, saß und im 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit einer kleinen Nachblüte des Oberpfälzer Eisengewerbes durch den Betrieb von Eisenhämmern, Eisenhandel und Fuhrwerksbetrieb zu Wohlstand gelangt war. Durch ihr Geschick und glückliche Heirat brachten die Graf die Hammergüter Altneuhaus, Altenweiher, Heringnohe und Hammergänlas in ihren Besitz.  1757 ersuchte Johann Georg Graf (1718-1802), Besitzer von Altneuhaus und Hammergänlas und Landrichter zu Parkstein, den bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph um Verleihung des Adelsprädikats, damit er zu patriotischen Diensten fähiger werde und seinen Gütern und Geschäften besser vorstehen könne. Dem Gesuch wurde im Frühjahr 1758 entsprochen und dem Johann Georg Graf der Name von Grafenstein verliehen. Sein Sohn Johann Georg jun. (1742-1823) wird von der Genealogie des in Bayern immatrikulierten Adels als Stammvater der Familie von Grafenstein genannt, da von dessen drei Söhnen alle drei Linien der Familie abstammen.

Grabstein in der Kirche St. Ägidius in Vilseck für (Johann) Georg von Grafenstein (1718 – 1802), der in zweiter Ehe mit der Anna Barbara, geb. Edle von Mayer (1707 -1792), verheiratet war. Beide wurden 85 Jahre alt.

Den Grafenbauernhof gibt es heute noch, er befindet sich seit rund 200 Jahren im Besitz der Familie Trummer, die eine alte Sage um ihre Vorgänger auf dem Hof überliefert hat, denn der einstige Aufstieg der einfachen Bauernfamilie Graf erzeugte in der Nachwelt Verwunderung, die nach einer Erklärung verlangte:

Der Grafenbauer Georg Graf (1675-1742), der Vater Johann Georgs, träumte, so die Sage, nachts von einer alten Frau, die ihm sagte, er solle nach Regensburg fahren, dort werde er auf der Steinernen Brücke sein Glück finden. Der Grafenbauer wusste zunächst nicht, was er vom Ratschlag der Hexe halten sollte, aber nach der Morgensuppe ließ er seinen Knecht die Kutsche für die Reise nach Regensburg anspannen. Nach der Fahrt durch das Vilstal Richtung Süden kam er nachmittags in Regensburg an. Zu Fuß begab er sich zur Steinernen Brücke und ging auf ihr lange Zeit auf und ab, ohne dass etwas passierte. Da kam am Abend ein Unbekannter auf den Georg Graf zu und fragte, ob er ihm helfen könne, anscheinend kenne er sich nicht in der Stadt aus. Der Grafenbauer erzählte ihm seinen Traum. Der Fremde entgegnete, dass auch er etwas Wirres geträumt hätte: In „Weisserboch“ beim Grafenbauern hinter dem Haus sollen drei Truhen Gold vergraben sein, aber er kenne weder dieses Weisserboch noch den Grafenbauern. Freudig rief der Georg Graf aus, dass er ja der Grafenbauer von Weisserboch sei, und eilte sogleich zu seiner Kutsche zurück, um nach Oberweißenbach zurückzufahren.  Am nächsten Morgen begann der Bauer mit seinen Knechten hinter dem Haus einen Graben auszuheben und tatsächlich: Er stieß auf eine Holztruhe, randvoll mit Gold und Silbermünzen, sodann auf eine weitere, ebenfalls voll mit Kostbarkeiten. Mit diesen Gold- und Silbermünzen, so die Sage, kauften die Grafenbauern und ihre Nachkommen all die großen Hammergüter, darunter später auch Krummenaab und Röthenbach, und auch ihren Adelsnamen. Nach der dritten Truhe suchte der Grafenbauer jedoch vergeblich, sie soll noch heute auf dem Gelände des Grafenbauenhofes zu finden sein,  dieweil die Familie Trummer freilich schon viele vergebliche Anstrengungen unternommen hat, auch mit Sonargeräten, den vermeintlichen Schatz zu entdecken.

Woher aber stammte dieser Schatz? Auch davon weiß die Sage zu berichten. Demnach soll der Grafenbauerhof bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein Sitz eines Steuereintreibers gewesen sein. Dieser war sehr gefürchtet und unbeliebt, da er alle Bauern, die ihrer Steuerpflicht nicht nachkamen, in den Turmanbau des alten Wohnhauses einsperren und schmachten ließ. Als die Gegend von plündernden Horden unsicher gemacht wurde, vergrub der Steuereintreiber bei Nacht und Nebel die gehorteten Steuereinnahmen unter den Büschen, ehe er selbst von der Soldateska erschlagen oder verschleppt und das Haus niedergebrannt wurde. So geriet das vergrabene Gold in Vergessenheit.

Und die Moral von der Geschicht‘? Wenn jemand reich geworden ist, kann das nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. So lautet die Sage, die schon seit langer Zeit in deutschen Landen erzählt wird…

Blick auf die Anhöhe in Oberweißenbach, auf der der Grafenbauernhof und der Jungbauernhof liegen, beides einst Besitz der Familie Graf, schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts aber der Familie Trummer gehörig.

Literaturhinweise:

Eckehart Griesbach: Truppenübungsplatz Grafenwöhr – Geschichte einer Landschaft, 2. Auflage, 1985.

Vereinigung des Adels in Bayern e. V. (Hrsg.), Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels. Bd. 21, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1996.

Geschichte der erneuerbaren Energien: Wie Hammerwerke in der Oberpfalz Wasserkraft nutzten

Mai 30, 2011

In die Geschichte der erneuerbaren Energien gehört zweifellos die Wasserkraftnutzung in der vormoderne Eisenindustrie, die seit dem Mittelalter, in Deutschland etwa in der nordbayerischen Oberpfalz, entstand. Wasserkraft setzte zum einen den Blasebalganlagen zur Anfeuerung vormoderner Roheisenhochöfen in Bewegung, zum anderen den schweren Eisenhammer, mit dem das Roheisen bearbeitet. Die frühen Eisenwerke, Hammerwerke genannt, entstanden daher an zum Teil zu Hammerweihern aufgestauten Wasserläufen in deutschen Mittelgebirgsregionen. Die Wasserkraft hatte ihre saisonalen Tücken und auch zum GAU konnte es kommen, wenn die Dämme der Hammerweiher brachen und nicht nur die Hammerwerke, sondern auch weite Landstriche unter Wasser setzten, Häuser und Menschen mit sich reißend. Ein Beispiel für einen noch in jüngster Vergangenheit gerissenen Damm ist der ehemalige Rablmühlweiher in meinem Heimatort Röthenbach(Oberpfalz), dessen zerstörtes Wehr heute einen wildromantischen Anblick bietet.

Ein gutes Beispiel für ein schön erhaltenes Hammerwerk samt Hammerschloss ist in Hirschbach / Oberpfalz, zu finden:

Hirschbach

Aus der Geschichte der Glasindustrie: Böhmische Glasmacher, bayerische Barone und Fürther „Spiegeljuden“ verwandelten Sand in Gold

November 11, 2010
Postkarte aus Röthenbach, (Kaiserzeit), Gut (links, mit Walmdach das Hammerschloss, recht davon Schornstein, der Branntweinbrennerei, Brauerei, Landwirtschaftsgebäude), Bahnhof, Arbeiterhäuser und Glashütte

Postkarte aus Röthenbach(Kaiserzeit), Hammerschloss (links oben) und Gut, Bahnhof, Arbeiterhäuser und Glashütte

Aufgewachsen auf dem stillgelegten Gut Röthenbach/Oberpfalz entwickelte ich schon früh Interesse für Geschichte, denn eine Umgebung, die derart in die Vergangenheit weist, regt die Phantasie an, sich vorzustellen, wie es früher war, als der Ortsteil um das Gut noch belebt war. Warum wirkte jetzt die Umgebung des herrenhausartigen Hammerschlosses wie ein verlassenes Goldgäbernest, und warum wurde ein so großes Gut Ende der 1960er Jahre aufgegeben?

Auf dem Dachboden des Hammerschlosses stieß ich  zwischen Spinnweben und Staub auch auf  Relikte und Unterlagen aus der Kaiserzeit. Aus Erzählungen wusste ich, dass im Ort einmal eine Glashütte mit böhmischen Glasmachern bestanden hatte, die große Bedeutung für den Ort gehabt haben musste.  Ende der 1990er Jahre fand ich mit dem 1914 geborenen Toni Schröpf den letzten lebenden Glasmacherlehrbub, der die Röthenbachhütte noch in Betrieb gesehen hatte, er erzählte mir alte Glasmachersagen und von Glasmacherbräuchen wie dem „Schimmelkauf“: Die Glasmacher zogen dabei zur Faschingszeit mit einer Pferdeattrappe vor das Schloss und der Baron als Hüttenherr musste bieten, den Erlös vertranken die Glasmacher gleich im Wirtshaus. Mit Geschichten wie diesen füllte sich der verwaiste Ortsteil des Dorfes aus der Glashüttenzeit vor meinen Augen mit immer mehr Leben.

Die Glasmacher vor der Röthenbachhütte in den 1920er Jahren.

Die Glasmacher vor der Röthenbachhütte in den 1920er Jahren.

Mundblashütten für Glasscheiben entwickelten sich noch im Zeitalter der Industrialisierung zu großer Blüte und konnten sich in Ostbayern bis Mitte der 1920er Jahre halten. Dies hatte verschiedene Gründe: Zunächst waren die alten handwerklich versierten böhmischen Glasmacherdynastien in regionaler Nachbarschaft Ostbayerns, sie mussten nur angeworben werden und kamen als eine Art frühe Gastarbeiter mit K.u.K.-Pass in den Bayerischen und Oberpfälzer Wald. In der ostbayerischen Oberpfalz selbst gab es seit alters her eine frühindustriell-wirtschaftlich tätige Schicht, die als Unternehmer auftrat: die zum Teil adeligen Hammerherren, die in sogenannten Eisenhämmern auf vormoderne Weise Roheisen produzierten. Dieses Gewerbe kam mit der Industrialisierung unter Druck, sodass sich diese kleinindustriell tätigen Land-Magnaten nach einer neuen Erwerbsquelle umsehen mussten. An den zahlreichen Wasserläufen der Oberpfalz wurden anstelle der mit Wasserkraft betriebenen Eisenhämmer Glasschleifen und Glaspolierwerke eingerichtet. Dort wurde das von den Glashütten aus Böhmen produzierte Glas auf dem Weg zum Absatzzentrum Nürnberg veredelt. Die in der Glasveredelung tätigen Hammerherren zogen vereinzelt auch Glashütten nach, wie etwa die Familie von Grafenstein im Hammergut Röthenbach mit der Errichtung einer großen Glashütte im Jahr 1873, die auf den Bau einer Bahnstrecke von Weiden nach Nürnberg und frühen Experimenten mit Glasperlproduktion im alten Hammerwerksgebäude folgte. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes hatte es ermöglicht, Glashütten auch etwas außerhalb der traditionellen abgelegenen Hüttenstandorten der tiefen Wälder des Bayerischen und Böhmischen Walds zu errichten, die neuen Hütten rückten nach Nordwesten in die nördliche Oberpfalz an die Bahnlinien heran, wo sie die Rohstoffe und Brennstoffe heranfahren und die Produkte zum Transport geben konnten. Problem war zunächst gewesen, dass die Wälder, die das Brennmaterial hätten liefern können, für die vormoderne Eisenindustrie weitgehend gerodet worden waren. Die Brennstofffrage wurde mit lokal in der Oberpfalz entwickelten Torfbrennöfen für Glashütten gelöst, so auch in Röthenbach. Später wurde der im Moor um Röthenbach gewonnene Torf durch aus Böhmen mit der Bahn herangefahrene Braunkohle ersetzt. Sodann braucht man für die Herstellung von Glas auch noch Sand, der in der Oberpfalz in großen Sandgruben gefördert wurde.

Der Sand wurde im Hochofen eingeschmolzen und die Glasmacher formten aus der Schmelzmasse durch Einblasen von Luft mittels Glasmacherpfeifen zunächst geschlossene Zylinder. Dies war eine unglaublich schweißtreibende Arbeit, nicht nur durch Mobilisieren der Lungenkraft, sondern auch durch das Stemmen der schweren länglichen Glaszylinder und der großen Hitze am Ofen. Der Flüssigkeitsverlust wurde seit alters her mit Bierkonsum erträglich gemacht, der aber nicht unbedingt zur Trunkenheit führte. In Röthenbach kam das Bier dazu von der Gutsbrauerei des Hüttenherrn.

Die 1905 geborene Glasmacherstochter Anna Hofmann erinnerte sich, wie sie einmal zusammen mit dem Pfarrer die Arbeit in der Hütte beobachtete. „Siehst, Nani“, sagte der Pfarrer, „diese Menschen kommen einmal alle in den Himmel!“ „Warum?“ „Weil die das Fegefeuer schon auf dieser Welt haben.“

Von den durch Aufblasen geformten Zylindern wurde die Kappe abgesprengt, sie wurden an einer Seite aufgeschnitten und plattgewalzt (gestreckt). Anschließend kamen die entstandenen Scheiben (1,3 *1,5 m) in die Glasschleifen, mit Wasserkraft betriebene Werke, wo durch Bewegung auf Steinplatten und Zugabe von Schleifsand die Unebenheiten beseitigt wurden. Dabei wurden die Glassscheiben undurchsichtig. Mit Bereiben durch Polierrot wurden sie in ebenfalls mit Wasserkraft betriebenen Polierwerken wieder durchsichtig gemacht. Die Polierarbeiter wurden durch den Polierstaub selbst rot und gingen als Rothäute durchs Leben. Das entstandene Glas kam nach Nürnberg-Fürth, wo sich zahlreiche Spiegelmacher und -Händler niedergelassen hatten. Diese waren oft Juden, weshalb damals auch – nicht abwertend – von den „Fürther Spiegeljuden“ gesprochen wurde. Die Glasscheiben wurden durch Belegen mit Quecksilber oder Silber zu Spiegeln, gerahmt und häufig exportiert.

Zwischen 1878 bis 1890 gab es eine Vervierfachung des Fürther Spiegelexports in die USA. Mancher Saloonspiegel, also diejenigen Einrichtungsgegenstände, die in keinem Westernfilm fehlen dürfen und meist bei einer Schlägerei zu Bruch gehen, könnte in Bayern produziert worden sein. Dieser Exporterfolg führte zu einem großen Boom neuentstehender Spiegelglashütten mit Mundblasverfahren. Die Röthenbacher Glashütte wurde immer wieder ausgebaut und modernisiert. Die Bevölkerung des Ortes wuchs zwischen 1864 von 121 auf 260 im Jahr 1910. Die Hütte und ihre Tochterbetriebe hatte zu ihren besten Zeiten rund 50 Beschäftigte, auch Filialbetriebe zur Veredelung in anderen Ortschaften. Glasmacher konnten als nach Stückzahlen bezahlte Facharbeiter einen gewissen Wohlstand entwickeln, der auch zum Neid der bitterarmen bäuerlichen Bevölkerung führen konnte. Im Glasarbeiterwirtshaus wurden Feste gefeiert, Zither gespielt, mit benachbarten Glasmacherclans eigene Feste gefeiert, getanzt und gesungen. Glasmacher galten als weltläufiger, selbstbewusster und unabhängiger als Gutsarbeiter, auch wenn sie mal finanziell auf dem Trockenen saßen, wenn der Hüttenofen wegen Absatzflaute nicht rauchte. „Die Glasmacherleut´sind gar lustige Herrn, und wenn Sie mal kein Geld haben, klimpern sie mit den Scherb`n“, so ging ein Spruch in der Oberpfalz. Die Bauern verfolgten hier und da auch die Fabrikherrn der Glas- und Porzellanindustrie mit Missgunst, weil sie ihnen mit besseren Arbeitskonditionen Arbeitskräfte abwerben konnten. Die Arbeiter wohnten in für damalige ländliche Verhältnisse recht großzügigen Werkswohnungen.

Hermann von Grafenstein sen. (1840 - 1902)

Hermann von Grafenstein sen. (1840 – 1902)

Der rührige Hüttengründer Hermann v. Grafenstein sen., mein Ur-Ur-Großvater, konnte mit seinen Aktivitäten in der Glasindustrie trotz aller Schwierigkeiten seinen Familienzweig auf ein Gleis zu neuem Wohlstand setzen, den seinem Sohn Hermann jun. (1874 – 1955) gelang es, mit der Glashütte als Prestigebetrieb im Rücken, in die Kaolinwerksbesitzerfamilie Rasel einzuheiraten und mit Kapital seines Schwiegervaters Eduard Rasel sein rustikales Hammerschlösschen umfassend zu sanieren und zu modernisieren, sodass es im Innern im Jugendstil allen Wohnkomfort eines großbürgerlichen Haushalts der Jahrhundertwende bot. Hermann v. Grafenstein jun. war den Zeitzeugen als überaus leutselige Persönlichkeit in Erinnerung, der wie viele Landadelige die Jagd schätzte und als sozial eingestellter Patron seine lokale Beliebtheit wahren konnte. Der wirtschaftliche Wiederaufstieg der Oberpfälzer Hammerherren durch das Umsatteln auf eine andere noch teilweise mit vormodernen Methoden arbeitenden Branche konnte jedoch nicht für immer gutgehen. Mit Beginn der 1890er zogen die USA  Zollschutz gegen die Importe hoch, sodass diese Einnahmequelle langsam versiegte. Die ebenfalls durch staatliche Maßnahmen geschützte bayerische Mundblashütten-Branche rettete sich noch einige Zeit mit massiven Marktabsprachen über die Runden. In den 1920er kam es dann zum Sterben dieser kleinen Mundblashütten, aufgrund von Konzentrationsprozessen und der Durchsetzung von mechanischen Verfahren, insbesondere durch die Verbreitung des Ziehglasverfahrens. Der Ofen in der Röthenbachhütte wurde 1928 endgültig „kaltgeschürt“. Eine jahrhundertealte Glasmachertradition ging damit im Flachglasbereich zu Ende, auch den Röthenbacher Hüttenbaronen ihr letztes industrielles Standbein unaufhaltbar verloren. Später wurde auch die Landwirtschaft auf den oft sandigen und steinigen Böden für unrentabel erklärt und die Nutzflächen an den Staatsforst verkauft. Das landwirtschaftliche Gut hat sich hier über die Jahrhunderte nur als Zweitbetrieb zur Eisen,- dann zur Glasindustrie halten können. In einem alten Hüttenstandort wie Röthenbach findet man heute noch die alten vom Menschen angestauten Weiher, die zur Energieversorgung mit Wasserkraft genutzt wurden, hier und da noch faszinierend grünbläulich schimmernde Rohglasklumpen, ein altes denkmalgeschütztes Arbeiterhaus und das nach über 80 Jahren immer noch rot gefärbte Polierwerksgebäude, das im Grundriss auf das alte Hammerwerk zurückgeht. Die Hütte selbst ist leider nach dem 2. Weltkrieg abgetragen worden.

weitere Fotos: http://www.flickr.com/photos/vongrafenstein/sets/72157625637479152/

weiterführende Lektüre: Burkhard v. Grafenstein: Die Spiegelglasindustrie in Röthenbach, in: Oberpfälzer Heimat, Bd. 51, Pressath: Verlag Bodner, 2006. Kann hier bestellt werden.