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Landesverrat, Homosexualität und Fritz Bauer

September 29, 2015

In Deutschland wird Vergangenheitsbewältigung und Antifaschismus gerne doppelt und dreifach verfilmt, damit auch kein Aspekt verloren geht und alle Generationen etwas davon haben. Es sind zwei Filme über Georg Elser im Abstand von 15 Jahren erschienen. Desweiteren erschienen 1982 zwei Filme über Sophie Scholl, gefolgt von einem dritten 2005. Über den 20. Juli liegen auch mehrere Produktionen vor.

Im letzten Jahr kam „Im Labyrinth des Schweigens“ heraus, in dem das Wirken des umstrittenen wie begabten Juristen Fritz Bauer und die Frankfurter Auschwitz-Prozesse thematisiert werden. Doch dabei bleibt es nicht, der Zufall wollte es so. Am Freitag gab es die Vorpremiere von „Der Staat gegen Fritz Bauer“ im Cinema Münster zu sehen, bei der der Regisseur Lars Kraume und der Hauptdarsteller Burghart Klaussner anwesend waren. Der durchaus überraschend humorvolle Film packt heiße Eisen an, nämlich ob der einstige hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer Landesverrat beging, als er Erkenntnisse über Adolf Eichmann an den Mossad weitergab, außerdem wird die Homosexualität von Fritz Bauer und von Mitarbeitern zum Thema gemacht.

Beides wird im Wikipedia-Eintrag zu Fritz Bauer (Stand: 29.9.2015) übergangen, obwohl man meinen könnte, dass beides heute niemand mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Schließlich ging es gegen Nazis, und da ist doch alles erlaubt, oder? Bauer aber wird schon gewusst haben, warum er seine Initiative im Fall Eichmann zu seinen Lebzeiten nicht publik machte, überhaupt misstraute er den deutschen Behörden zutiefst, nach Darstellung des Film zu Recht. Es ist in diesem Zusammenhang interessant, dass Bauer die Männer des 20. Juli im Remer-Prozess gegen den Vorwurf des Landesverrats verteidigt hatte.

Gemalte Geschichte in einem Stammbaum der Familie v. Grafenstein

Januar 27, 2011

 

Die Ausschnitte aus einer goßen  Stammbaum-Wandtafel für die Familie v. Grafenstein aus dem Jahr 1928 zeigen zwei Wappen. Auf der linken Seite das Wappen der Familie v. Grafenstein, auf der rechten das kurbayerische Wappen der Wittelsbacher, wie es sich Mitte des 18. Jahrhunderts präsentierte, als Johann Georg Graf, Begründer der Familie v. Grafenstein, 1758 in den Adelsstand erhoben wurde und das Recht erhielt, den Namen „von Grafenstein“ zu tragen. Unter dem Wappen der Familie von Grafenstein ist das Gut Röthenbach/Oberpfalz zu sehen, im Jahr 1928 das größte Gut der Familie. Unter dem Wittelsbacher-Wappen ist die Burg Hohenparkstein zu erkennen, die Ende des 18. Jahrhunderts abgetragen worden ist und heute nicht mehr steht. In Parkstein findet man nur noch den spektakulären 24 Millionen Jahre alten „schönsten Basaltkegel Europas“ (Alexander von Humboldt), auf dem die Burg errichtet war, und die Bergkirche St. Marien. Auf  Hohenparkstein residierten zuletzt die Verwaltung und Rechtspflege vereinenden Landrichter von Parkstein, zu denen auch Johann Georg Graf  gehörte, dem noch zwei seiner Nachkommen (sein Sohn Johann Georg  jun., geb. 1742, gest. 1823) und der Enkel Eduard, geb. 1776, gest. 1824. später Landrichter in Nabburg) nachfolgten. In seiner Eigenschaft als Landrichter von Parkstein suchte Johann Georg Graf auch um die Nobilitierung beim bayerischen Wittelsbacher-Kurfürsten Maximilian III. Joseph nach, daher wird Hohenparkstein auch auf dem Stammbaum dargestellt, der Künstler verdeutlichte so die Umstände der Nobilitierung. Nach der Abtragung der Burg residierten die Landrichter von Parkstein im Amtsschloss, das heute noch – renovierungsbedürftig –  in der Ortschaft zu finden ist. Laut Angaben im Genealogischen Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels trägt der schwarze Löwe der Familie v. Grafenstein einen silbernen Quader in den Pranken. In der künstlerischen Interpretation auf der Stammbaumanfertigung trägt er allerdings ein Bündel von drei Eisenschienen und erinnert damit an den Aufstieg der Familie v. Grafenstein in der vormodernen Roheisenproduktion der Eisenhammerindustrie  im 18. Jahrhundert.

Basaltkegel, ehemaliger Standort der Burg Hohenparkstein

Offensichtlich ein erzählfreudiger Künstler, der die Wandausführung des Stammbaums malte.

Leseempfehlung zu den Umständen der Nobilitierung und den Ursprüngen der Familie v. Grafenstein: http://www.weber-rudolf.de/hammergaenlas.htm

Amtsschloss in Parkstein

Amtsschloss in Parkstein