In Münster tobt eine Debatte um die Neuordnung der Bäderlandschaft. Die SPD machte einen Vorstoß, im expandierenden Stadtteil Gievenbeck für Münster endlich ein großes Freizeitbad zu errichten, was in der Debatte bald abschätzig „Spaßbad“ genannt wurde. Der Elder Statesman der Münsteraner CDU, Ruprecht Polenz, spottete sogar, die SPD profiliere sich als Partei für „Brot und Spiele“. Dieser scheinbare Puritanismus ist vor dem Hintergrund der Verschuldung Münsters zu sehen, da Bäder immer Zuschussbetriebe sind.
Ein Besuch des SPD-Ortsvereins West im Nettebad der Nachbarstadt Osnabrück machte aber deutlich, dass Münster mit seinen kleinen Hallenbädern dem Trend in anderen Kommunen deutlich hinterherhinkt, der auch unter ökonomischen Gesichtspunkten zur Konzentration auf weniger Bäder führt, die dafür mehr Erlebnischarakter haben und anspruchsvoller ausgestattet sind. Klassische Bäder im Sinne von Badeanstalten haben überall an Attraktivität verloren, berichtete der Osnabrücker Bäder-Chef Wolfgang Hermle der Besuchergruppe aus Münster. Aber auch Erlebnisbäder, die heute immer auch Gelegenheit zum Sportschwimmen bieten, müssten von Zeit zu Zeit bei steigenden Kosten „attraktiviert“ werden, um nicht wieder Besucherrückgänge zu verzeichnen, räumte Hermle ein, dessen Stolz im Nettebad die Sloop-Rutsche ist, die das Erlebnis freien Falls bietet.
Vorab erkundigten sich Münsteraner Besucher auch über die Osnabrücker Erfahrungen mit der Konversion von Kasernengeländen, denn in Gievenbeck sind erst im vergangenen die Briten aus der Oxford-Kaserne abgezogen. Der Projektleiter Konversion beim Planungsamt Thomas Rolf führte über das Gelände der ehemaligen Scharnhorstgelände, deren Mannschaftsunterkünfte weitgehend dem Erdboden gleichgemacht wurden. Neben Raum zum Wohnen setzt Osnabrück auf einen Wissenschafts- und Technologiepark: Die Stadt will es hier nicht billig, sondern gehoben haben, um junge Menschen nach dem Studium in der Provinz zu halten. In der Winkelhausenkaserne hingegen ist Polizei eingezogen. Ein Kaffeeautomatenproduzent hat auf dem Gelände am Hafen ein schwungvolles Firmenhaus hochgezogen. Rolf warnte vor Altlasten in Kasernengeländen und Infrastruktur, die unter den Jahrzehnten der britischen Nutzung dort oft stark gelitten habe.